Zwerg "Killer"


          Es ist nicht immer leicht, sich zu beherrschen. Wir spazierten heute in etwas andere Richtung - der Hund und ich. Nach dem Einsturz der Holzbrücke über den Fluss ist unser Territorium sehr geschrumpft. Uns entgegen kam ein kleiner Junge. An der Leine führte er einen wirklich hübschen jungen Hund einer sehr kleinen Rasse. Der frei laufende Kai näherte sich dem Winzling mit freundlichem Wedeln seines Schwanzstummels. Der von mir auf etwa 7 Jahre geschätzte Knabe erwies sich als Zehnjähriger. Er schaute ein wenig ängstlich auf Kai - ich beruhigte ihn. Woher denn sein Hund sei. Vom Weihnachtsmann gebracht, für gute schulische Leistungen. Wie der kleine Rüde denn heiße? Es warf mich bald um - "Killer". Wer den Namen ausgesucht hat? Er. Die üblichen Bezeichnungen gefallen ihm nicht. Er wollte etwas Besonderes - wie auch der Hund. Ich bestätigte ihm lächelnd beides.

          Ein ganz anderes Thema entwickelt sich in der Nachbarschaft. Der Sohn des Nachbarn auf der anderen Flurseite - über 30 Jahre alt - hat sich einen Pitbull gekauft. Schon als der Rüde noch klein war, haben wir gewarnt. Er solle den an Leine und Maulkorb gewöhnen. "Unser Hund ist friedlich." - war die einzige Reaktion. 
          Als ich vor einigen Tagen aus dem Haus kam, lag dort die verfettete Hündin, gehalten auch in der Familie, von welcher die Rede ist. Unser angeleinter Kai als "Männchen" musste natürlich die Hundedame beschnuppern. Von der verschneiten Parkwiese kam der weiße Pitbull heran geschossen und fiel über unseren Spaniel her. Sein "Herrchen" hatte ihn frei und ohne Maulkorb ausgeführt. Das Tier reagierte auf den fremden Rüden aggressiv - wozu auch herangezüchtet. Der junge Mann sprintete erschreckt heran und riß seinen Hund hoch. Ich erklärte ihm, dass ich nun Maßnahmen ergreifen würde...
          Nach etwa 30 Minuten holte uns V. ein und bat um Entschuldigung. Er zeigte mir den bereits gekauften Maulkorb und versprach, in Zukunft mit dem Pittbull so spazieren zu gehen, wie sich das gehört.
          Am Nachmittag hatte ich - im Interesse aller Ein- und Anwohner - die Beschwerde schon formuliert. Allerdings meinte meine gutmütige Frau, wir sollten Gnade vor Recht ergehen Lassen. Also blieb das Schriftstück liegen. 
          Als ich gestern vom Bauernmarkt kam und mit einem Nachbarn ein wenig plauderte, rannte plötzlich der Pittbull, frei von Leine und Maulkorb - an uns vorbei, auf die Straße. Hinterher gehechelt, ohne Erfolg allerdings, der wortbrüchige junge Mann.

          Jetzt muss die Gerechtigkeit ihren Lauf nehmen. Die doppelte Beschwerde ist ausgedruckt, geht jetzt an den für diesen Wohnbereich verantwortlichen Polizisten, der hier noch Milizionär heißt.

          Meine Haltung: "Wer Gefahr sieht und nichts zu ihrer Beseitigung unternimmt, ist ebenso gewissenlos wie jener, der sie verursacht."

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger





        



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