Dieser Post wird mit Verspätung erscheinen. Weil Google und ich einander
nicht verstanden haben. In meiner Woche Berlin habe ich zeitweilig daran
geknabbert. Zwar habe ich das gesamte Geheimnis immer noch nicht herausgefunden
– aber in meinen Blogs kann ich wieder schreiben. Deshalb bitte ich meine Leser
um Entschuldigung. Aber es war mir wichtig, mir meine Findigkeit mit 78 Jahren
noch zu beweisen. Anders gesagt – meine geistige Gesundheit. Mehr dazu unter http://reich-weil-gesund.blogspot.com/
im aktuellen Post.
Die Reise sollte am 28.06.2015 um 07.30 Uhr beginnen. Wir
fuhren auch pünktlich ab – aber nur bis zur Haltestelle in einem Park am
Stadtrand von Kiew. Die beiden Busfahrer diskutierten dort noch ein wenig,
einer rief jemanden über Handy an. Der andere verkündete uns Insassen: „Ein
Reifen am linken Hinterradpaar lässt Luft ab. Wir müssen in die nahe gelegene
Werkstatt, zum Reifenwechsel. Sie können drin bleiben oder hier auf der
Haltestelle an frischer Luft warten, vielleicht schon frühstücken. Wir kommen
hier auf jeden Fall wieder vorbei.“ Ein Ehepaar nahm das zweite Angebot an.
Meine Reaktion für mich: „Wie immer, wenn ich reise, ein erzählenswerter
Zwischenfall.“
Zur Werkstatt in etwa drei Kilometer Entfernung kam der Chef der
Reisefirma gefahren, obwohl es am Sonntagmorgen war. Dank moderner Ausrüstung
dauerte die technische Prozedur nur knapp eine Stunde. Als sich der Reisebus
der vorher verlassenen Haltestelle näherte, rannte das erwähnte Ehepaar ihm
schon weit vorher über eine Wiese am Straßenrand entgegen, sparten uns mit dem
Bus so die Umrundung des Parks …. Ob das für sie selbst besonders sinnvoll
gewesen ist?
Die rund 500 km bis Lwow bedeuteten für mich Ellenbogenfreiheit
auf meinem Sitzplatz. Dort kamen weitere Fahrgäste dazu – und die hübsche
schlanke junge Frau aus der gegenüberliegenden Sitzreihe, welche die ganze
Fahrt bis dato geschlafen hatte, machte ihr Recht auf den Platz neben mir
geltend. Im weiteren Verlauf der Reise erfuhr ich, dass sie Margarita heißt und
Opernsängerin ist. Sie hatte auf ihrer Reise von Charkow nach Kiew nicht schlafen können, das im Bus nachgeholt. Wir konnten eine recht gehaltvolle Unterhaltung zu vielen beide
Seiten interessierenden Themen führen.
Diese wurde lediglich durch eine sehr
redselige ältere Frau gestört, welche einer anderen, bereitwillig zuhörenden neben
vielem Schnickschnack die eigene Sicht auf die finanzielle Lage der
ukrainischen Rentner recht lautstark erläuterte. Welche es sich leisten könnten,
vier Gläser voll Walderdbeeren für zusammen 160 Hrywna zu kaufen.
Da platzte
mir der Kragen. Ähnlich laut wie sie fragte ich, ob sie wisse, dass die meisten
ukrainischen Rentner weniger als 1500 Hrywna (etwa 63 Euro) im Monat zu
Verfügung haben, alle Preise, Mieten und Nebenkosten jedoch sehr merklich
gestiegen sind und die meisten Menschen nur noch Überleben? Ob sie sich
vorstellen könne, dass diese einzelne, von ihr beobachtete alte Frau im Auftrag
eines gut Verdienenden die hier als Heilmittel geschätzten Beeren eingekauft
habe? Wir hatten bis Berlin zumindest Ruhe vor unsachlichen Argumenten von
ihrer Seite.
Der Grenzübergang erforderte ganze vier Stunden. Aber die Fahrer
gaben sich auf den polnischen Autobahnen alle Mühe, sämtliche Verspätungen
wettzumachen. Weil ich den berufstätigen Sohn unseres Freundes, bei dem ich übernachten
wollte, nicht in aller Herrgottsfrühe (Ankunft 05.30 Uhr) aus dem Bett holen mochte, fuhr ich mit meinem Gepäck zu der Wohnung allein per Nahverkehrsmittel. Deren Preis
war auch schon wieder gestiegen – um drei Euro für die Wochenkarte. Die wenigen
Fahrgäste vor dem allgemeinen Arbeitsbeginn störten einander nicht.
Mischa
bedankte sich bei mir für die Rücksichtnahme, obwohl ich ihn herausklingeln
musste. Denn ich wusste doch, dass er ein Langschläfer ist.
Bleiben Sie recht
gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
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