Schirmpilze
kennen viele von ihnen sicher nicht. Sie heißen auch Parasolpilze. Schon der
griechische Philosoph Sokrates meinte, dass es nichts Köstlicheres gäbe als
eine Portion gebratener Parasolpilze.
Als ich gestern vom Bauernmarkt kam, wurden
auf dem Mittelweg der Allee wunderbare Steinpilze angeboten. So, wie man sie
von Fotos aus Pilzbüchern kennt. Groß, fest, die Stiele gesäubert. Vom Preis
zwischen 6 bis 7 € das Kilogramm. Für hiesige Bedingungen – 60 bis 70 Hrywna –
ein stolzer Preis. Die beiden Verkäuferinnen hatten in ihren Körben etwa 30 kg.
Weil ich schon eingekauft hatte, war mein Portemonnaie fast leer. Gerne hätte
ich ein Kilo gekauft. Da sah ich am Rand der Reihe eine bescheidene Frau stehen
– mit Schirmpilzen. Sie bot jene in kleinen Häufchen an – je 7–8 Stück für 5
Hrywna oder auch 50 Eurocent. Das passte mir. Ich fragte, wo denn die Stiele
der Pilze seien und erfuhr wie erwartet, dass die holzig und damit ungenießbar
sind. Als ich erzählte, dass ich die Stiele kleinschneide, trockne und dann
durch die elektrische Kaffeemühle zu einem extrem schmackhaften Würzmehl für Soßen oder Aufläufe verarbeite, bedankte sie sich damit, dass sie mir einen schönen festen Schirm
zusätzlich auf meinen Einkauf legte.
Wer sich zusätzliche Arbeit machen will,
kann versuchen, die Deckhaut der Schirme abzuziehen. Ich lasse sie drauf, wasche die
Schirme von oben und lasse sie abtrocknen auf Küchenserviette. Vor dem Braten wird
der Pilz in geschlagenem Ei gewälzt, das mit Salz und Pfeffer gewürzt wurde.
Anschließend hat man Brätlinge, die häufig besser schmecken als ein Steak.
Heute Morgen am Fluss lud mich ein Angler ein. Er war am Vortag Pilze suchen
gewesen, hatte Steinpilze, Rotkappen, Maronen, Butterpilze und Schirmpilze mit
heimgebracht. Seine Frau hatte ihm einige der gebratenen Schirmpilze zum Frühstück
am Wasser eingepackt. Weil er mich als einen Laien einschätzte, bewirtete er
mich mit der kalten Köstlichkeit.
Als ich ihm anschließend das Rezept für das
Pilzmehl verriet, war er erstaunt, dass ich auch auf diesem Gebiet Bescheid
weiß.
Schließlich traf ich am Ende des Spazierganges den 82 Jahre alten
ehemaligen Schiffsmaschinisten, mit dem mich eine langjährige enge
Bekanntschaft verbindet. Weil er im Sommer gewöhnlich auf der Datsche lebt,
sehen wir uns seltener. Da erst vor einer Woche wieder ein 60-jähriger aus der
Nachbarschaft auf die andere Seite der Ewigkeit gewechselt war, verständigten
wir uns darüber, dass wir beide aus unbekanntem Grund vom Schicksal bevorteilt
werden.
Wir freuen uns darüber, deshalb zwingen wir uns zur Bewegung, auch wenn ab und
an das Zipperlein uns bremsen will. Auf diese Weise haben wir jeden Morgen das Vergnügen,
im Spiegel einen guten alten Bekannten wiederzusehen.
Er erzählte mir einen
Witz, der mit gefiel. Dazu muss man wissen: hier stellen oder setzen sich
Männer zum Trinken von Bier oder härteren Sachen gewöhnlich zu dritt an die Tische.
Die Ehefrau legt ihrem Mann soeben gebügelte Hosen hin, ein frisches Hemd,
sucht die Monatskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel heraus. Er bittet sie
in der Tür um etwas Geld. „Wozu brauchst du auf Arbeit Geld?“ „Wenn ich auf dem
Heimweg jemanden treffe, kann ich der dritte in der Runde sein.“ „Liebling,
komm besser gleich nach Hause. Dann bist du der erste.“
Bleiben Sie recht
gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
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