Akita



Ein ungeplanter Post. „Unverhofft kommt oft.“ Sagt der Volksmund dazu. Oder: „Wem das Herz voll ist, dem geht der Mund über.“
Am gestrigen Abend bekam ich einen Anruf. Der Freund fragte nach, ob ich an der weiteren Promotion einer Entwicklung teilnehmen könne, die ich schon mit eingeleitet hatte. Eine kleine Gruppe war mit ihm in den USA gewesen und hatte dort zum Thema sehr gut aufgenommene Diskussionen geführt. Ob ich meine angebahnten Kontakte in Berlin ausbauen könne? Erneut werde ich gebraucht! Angenehm und aufleben lassend…

Seit Frühjahr gehe ich mit dem Hund nicht an den Flusswiesen spazieren. Zu viele Zecken in den Kräutern dort. Heute war nach ein paar kühlen Tagen leichter Nachtfrost. Ein guter Grund, von der Allee mit den mehr oder weniger lauten Fahrzeuggeräuschen wieder zu den Flusswiesen zu wechseln. Wo es wesentlich natürlicher zugeht. Mir angenehmer. 
Als erstes traf ich zwei der sich im Prophilaktorium erholenden Männer. Die mich nach der Möglichkeit zum erfolgreichen Angeln fragten. Konnte ihnen Auskunft geben – die sie erstaunte. Sie glaubten mir nicht, dass im Fluss Ros alle Arten von Süßwasserfischen mit recht beachtlichen Maßen und Massen zu fangen sind. 
Dann kam ein Mann mit einer tiefdunklen deutschen Dogge, an der sich Kai in achtungsvollem Abstand vorbeischlich. 
Als uns das Paar Besitzer – Akita näherte, war das anderes. Der wunderschöne japanische Wolfsspitz schnupperte nur kurz an unserem Rüden herum, während ich den Herrn mit Handschlag begrüßte. Dann kam der große Hund stracks zu mir, stellte sich an mir hoch und beleckte meine Nase. Wer nie mit Hunden zu tun hatte, kann das freudige Gefühl nicht nachempfinden. Ich war dem Akitarüden im Gedächtnis geblieben. Denn anschließend schob er seine Nasenspitze oberhalb meines rechten Knies in den Stoff meiner Hose und schubberte sie darin. Der Hausherr sagte: „Sie haben eine besondere Stelle in der Hierarchie, die er anerkennt. So suchen Hunde Flöhe bei anderen Tieren ihrer Art.“ War also richtig „anerkannt“. Ein Grund für gute Laune.
Anschließend noch drei Begegnungen, während denen mir gesagt wurde, dass sich die Personen freuen, mich erneut mit Hund zu treffen. 
Eine wird fortgesetzt werden, weil der betreffende Herr, ein Jurist, mit mir etwas besprechen möchte. Seine Ankündigung machte er erst, als ich meine prinzipielle Bereitschaft erklärt hatte, für ihn und Dritte Dinge von allgemeinem Interesse mit zu klären. Deshalb erneut eine Bestätigung, dass ich als aktiv wahrgenommen werde. 

Vor einigen Tagen war der Flussabschnitt zwischen einer kleinen – relativ – Talsperre und dem Dammbereich in der Stadt „durchgespült“ worden. Das Wasser hätte bald einige Einfamilienhäuser geflutet, die entgegen den Ratschlägen von Fachleuten recht nahe am Flussufer gebaut worden waren. 
Aus dem „Oberlauf“ war viel Gestrüpp und abgebrochene Baumstämme angespült worden, welche an der Holzbrücke „gestrandet“ sind. Mit dem hier anscheinend unvermeidlichen „Un-Zivilisationsmüll“ bilden diese Reste eine Barriere, die der alten Brücke den Rest geben können. Wenn sie nicht rechtzeitig beräumt werden. 
An der Sperre war auch eine Menge Entengrütze angesammelt, von der sich acht Stockenten ihren Teil holten. Zwei bescheiden gefärbte Enten und sechs schmucke Erpel.
Nach dieser erfreulichen Beobachtung kam zum Abschluss noch der wunderbar gefärbte, extrem kräftige und gehorsame Malamut-Rüde, seine Besitzerin leicht hinter sich her ziehend, über die Brücke. Seiner Herrin drückte ich meine ehrliche Freude über die Begegnung mit beiden aus. Die sie erwiderte. Ein Morgen voller einzelnen Freuden.  

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger






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