In Kapitel 1 des „Ein
Wintermärchen“ von Heinrich Heine beginnt sein Gedicht ja mit diesen Worten. Es
gibt keinen Grund, mit dem Dichter zu streiten. Man kann bei dem mit leichtem Schneetreiben
untermischten sehr kühlen Wetter nicht gerade fröhlich spazieren gehen. Dennoch
gibt es Erlebnisse, welche diesen Tag aufhellen.
Eines gab es schon einige Tage
zuvor. Ein Webinar von Dirk-Michael Lambert. Unter seinen vielen sehr bemerkenswerten
Formulierungen gab es die mich berührendste: „Träumen sie wieder!“ Mit seiner recht
eigenartigen Aufforderung, schon am Morgen konkret zu träumen: „Ich mache
dieses…“ oder „Ich tue jenes…“ als eigenen Ansatz, den Wachtraum zu
realisieren. Selbst wenn man dabei lächeln oder gar lachen muss. Das erinnert
mich ein wenig an Erasmus von Rotterdam, welcher vor etwa 500 Jahren schon
formulierte: „Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad
an Verrücktheit.“
Denn ich habe in
den vergangenen Tagen, auch heute Morgen, sehr hartnäckig im Gehen „geträumt“.
Ganz erstaunlich – ich habe dabei auch gelächelt. Nur ist der Tipp wert, dass
man ihn beachtet. Weil ich beispielsweise daheim in der gemütlichen Wohnung
sofort daran ging, Traum zwei zu verwirklichen. Der konnte für den Folgetag
durch einen nachrückenden ersetzt werden. Erstaunlich, was dieses „aktive
Vorwärtsdenken“ für Energie freisetzt.
Dann bekam ich von
meinem Freund Valentin zwei e-mail zugeschickt. In dem ersten die Aphorismen
eines russischen Generalleutnants des KGB. Der Mann war zweieinhalb Jahre Chef
der Auslandsaufklärung des KGB der UdSSR. Leonid Scherbaschin hat sich im März
2012 erschossen. Seine typisch slawischen Aphorismen versuche ich, sinnvoll
passend ins Deutsche zu übertragen. Hier einer von ihnen: „Je dümmer die Vorgesetzten, umso weniger zweifeln sie
an ihrer Weisheit.“ Bin ich zu unterschreiben bereit.
Im zweiten e-mail
die kurzen Gedichte einer Rentnerin aus Minsk – Inna Jakovlevna Bronstein – unter
der Überschrift „Das Alter – welche Wonne“. Ein Beispiel ihres Humors:
Welche
Wonne! Im Alter nun hab ich erfahren,
dass Schönheit
nicht verging mit meinen Jahren.
Du kannst
nicht verlieren, was du nie besessen.
Den Hübschen
geht’s schlechter – sind ihre Interessen!
Für sie
gibt`s Fitnes, Diät, dazu Korsett unterm Kleid –
seid tapfer,
ihr Mädchen! Ihr tut mir echt leid.
Werde diese viel schwierigere
Übertragung versuchen. Vor allem des Lächelns wegen.
Denn gestern kam mir die
ansehnliche Frau wieder entgegen, welche vor einigen Tagen vorgeschlagen hatte,
wegen unserer recht häufigen Begegnungen uns gegenseitig zu begrüßen. Wir taten
das nun erstmals im gegenseitigen Einvernehmen.
Ihre Bemerkung, dass mich wohl
der Hund zum Spaziergang nötige, wies ich zurück. Ich würde auch alleine gehen,
wenn das Tier mit meiner Frau irgendwo bei Freunden sei. Denn die Bewegung ist
Teil meines gesunden Verhaltens, um noch länger zu leben.
Sie fragte nach
meiner Herkunft – mein Akzent lässt viele auf einen baltischen Bürger
schließen. War erstaunt, dass ich Deutscher bin. Aus ihrer Art zu reden konnte
ich entnehmen, dass sie vor ihrer Berentung etwas anderes getan haben musste. Sie
sei Modellschneidererin gewesen. Mit heutiger Lesart Designerin. Arbeite zum
Aufbessern ihrer Rente nun im kleinen Heizwerk, das unser Wohngebiet mit Wärme versorgt.
Da bestätigte ich ihr lächelnd, dass sie eine wichtige Aufgabe erfülle.
Wir trennten
uns in gutem Einvernehmen. Sie sagte vor dem Abschied: „An ihrem gewinnenden
Lächeln habe ich gesehen, dass sie ein interessanter Mensch sind. Wie es bei uns
heißt: Das Lächeln ist ein Fenster, durch das man sieht, ob das Herz zu Hause
ist.“
Die hier oben
beschriebenen Ereignisse haben mir den Übergang zum Spätherbst wirklich verschönert.
Bleiben Sie recht
gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
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