Behindert oder beschränkt …?

Das Überlegen gestern Abend begann mit einem Erinnern.

Als ich vor etwa einem halben Jahr in Berlin war, konnte ich einer behinderten Frau helfen. Sie bedankte sich herzlich, um mich unvermittelt danach regelrecht anzuschreien.
Ich hatte gesagt: „Bitte – nur für mich ist selbstverständlich, behinderten Personen behilflich zu sein.“
Was ich mir einbilden würde, sie sei ein vollwertiger Mensch … Hier lasse ich einiges aus der Unterhaltung aus. Denn sie beruhigte sich rasch – so, wie sie impulsiv begonnen hatte. Wir sprachen dann noch ein wenig miteinander und verabschiedeten uns nett. Ich eher unbefriedigt. Denn ich hatte bis zum Schluss nicht ganz erfasst, weshalb sie denn so plötzlich hochgradig erregt wurde.

Dann  kamen gestern die Gedanken zu den Paralympics in Peking und Vancouver hoch, die Erinnerung an die erstmals so deutlich empfundene Bewunderung für diese Sportler. Später die Suche im Internet nach Sportmöglichkeiten für Menschen mit unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen.

Denn ich habe begriffen: die Frau in Berlin war stolz darauf, ihre ungünstigen persönlichen Voraussetzungen überwunden und sich in einer von der „körperlichen Grundausrüstung“ besser gestellten Welt mit Willen und Training einen eigenen Platz erobert zu haben.
Sie hatte sich selbst bewiesen und tut das täglich, dass sie mehr von den in jedem Menschen angelegten Möglichkeiten nutzt als die „normalen Leute“!

Damit ist selbst das in Russland und der Ukraine zur Bezeichnung für körperlich Behinderte übliche „Menschen mit eingeschränkten Möglichkeiten“ ein für mich heute unglücklicher Versuch, „politkorrekte“ Bezeichnungen zu erfinden.

Sachlich gesehen sind sie alle – bis hin zu den blinden Abfahrtsläufern – eine Gruppe von Persönlichkeiten, die Bewunderung verdienen.
Schon Blinde ohne Blindenhund erfassen mit ihren ständig sich vervollkommnenden anderen Sinnen so viel von ihrer Umgebung, dass sogar Leute mit gesunden Augen nicht „so viel sehen“ wie jene, die organisch in tiefer Finsternis leben.

Noch habe ich nur eine Vision, keine Idee. Wie sollten wir diese besonderen Persönlichkeiten nennen, mit dem Begriff für sie gleichzeitig Hochachtung und Bereitschaft zur umfassenden Akzeptanz ausdrücken? „Personen (Menschen, Leute) extrem entwickelter Fähigkeiten“?

Der eigentliche Anlass für diesen Post ist ein elektronischer Brief  (ein e-mail), den ich vor meinen Überlegungen bekam, der mich  anrührte und aufwühlte.

Zu dem morgen mehr.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger


P. S.   Meine Website  www.reich-weil-gesund.com/   wartet immer noch auf Sie – warum?


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