Unsichtbares...

Es wird von vielen behauptet, dass ab einem gewissen Alter die Fähigkeit, mit anderen Menschen bekannt zu werden und gar noch Freundschaften zu schließen abnimmt. Folglich gehöre ich zu dem geringen Rest. welcher das noch kann. Aber erst zu etwas Zurückliegendem. 
Da in der letzten Zeit bei uns in B. Z. nach zwei Frostnächten sehr trockenes Herbstwetter begann, hatten unsere Straßenfegerinnen längs der Allee, auf welcher wir mit Hund Kai drei Mal täglich spazieren gehen, recht hohe Laubhaufen zusammengekehrt. Am besagten Morgen kamen wir fast gleichzeitig an einem solchen Berg vorbei, in dessen Nähe unser Hund mit hoch erhobenem Fang intensiv zu wittern begann. Dann lief er auf das Laub zu und begann, an zwei nach meiner Meinung Astspitzen zu schnuppern. Widerwillig langsam erhob sich ein anderer, schläfriger herrenloser Hund aus seinem Nachtlager. Er hatte sich ganz in die "Höhle" eingewühlt. Als er den Täter erkannt hatte, kläffte er kurz und unwillig, meine ich. Da sprangen um meinen Bello herum noch zwei andere "Schlafgäste" aus dem Laubbett. Was der anscheinend überraschte Kai mit feigem Weglaufen in meine Richtung quittierte.

Am Folgetag sah ich erneut unseren "Kanadier". Einen Ukrainer, der gewöhnlich in Kanada lebt, einmaligen jährlichen Urlaub in der Heimat immer mit der hier wesentlich preiswerteren Sanierung seiner Zähne verbindet. Bei + 2 Grad Celsius nur in Turnhose und barfuß, rief er mir sein stark akzentuiertes "Guten Morgen!" laut über den Fluss hinweg zu. Ich antwortete ihm auf ukrainisch - die passende Redewendung habe ich schon lange erlernt. Mit diesem Mann verbindet mich die von außen unsichtbare Begeisterung für aktive Gesundheitsvorsorge - für das Abhärten. Er hatte mich beim Gemeinsam abhaerten gesehen und seither sind wir sehr gute Bekannte. 

Als wir gestern mit meinen neuen Freunden seit etwas über einem Jahr auf ihrer Datsche am Steilufer von Odessa waren, fotografierte Dirk sehr häufig. Der in Nähe des Gebäudes zufällig stehende Verwalter der Gartenanlage hatte aus meiner zweisprachig geführten Unterhaltung seine Schlüsse gezogen. Er begrüßte mich höflich, stellte sich kultiviert mit Vor- und Vatersnamen vor und fragte, weshalb der ihm schon bekannte Deutsche fast unablässig fotografiere. Ich konnte ihm Dirks Leidenschaft für Fotografieren und jahreszeitlich unterschiedliche Motive an gleichen Orten doch plausibel machen. Wir haben uns noch etwa zehn Minuten sehr angeregt und sachlich zur Gartenanlage ausgetauscht, die auf einem Gelände errichtet wurde, als das noch nach dem von deutschen Siedlern geprägten "Lustdorf" hieß.
Den Abschluss des Tages bildete die Bekanntschaft mit Dirks Schwiegermutter. Eine Augenärztin mit internationaler Erfahrung und sehr ausgeprägtem Charakter. Mit mir etwa gleichalterig. Als wir uns nach gemeinsamen Mittagessen unserer Vierergruppe voneinander verabschiedeten, hatte ich ein sehr gutes Gefühl.  

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger 






 t. F

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