Jubilaeum



Zum heutigen Morgenspaziergang ganz kurz: wir hatten zwei interessante Begegnungen. Als erstes erblickte ich im Gras-Laubgemisch eine rasche Bewegung. Das Eichhörnchen richtete sich anschließend auf und sprang auf die Straße. Veranlasste einen Taxifahrer fast zu einer Notbremsung. Huschte unter ein Tor, hinein in den Park des Militärhospitals.
Als nächstes kam die größere Überraschung. Unseren Weg kreuzten die Halterin und ihr Mexikanischer Nackthund. Erfuhr ich auf Frage an sie. Der sich einfach spielerisch für unseren 13 Jahre alten Kai interessierte. Welcher das eigenartige Tier ohne Zähne nicht akzeptierte. Habe selbst aus Wikipedia erst erfahren, dass Zahnlosigkeit bei diesen Hunden  ein Zeichen von Reinrassigkeit ist.

Nun zum Jubiläum. Ein weit weg wohnender, unabkömmlicher Freund hatte geschrieben, dass er zum „59a-Geburtstag“ gratuliert. Meine Gute war 60 geworden. 
Gegen 14.30 Uhr ging ich meinen bestellten Rosenstrauß vom Basar holen. Mehrere meiner dort noch  arbeitenden bekannten Verkäuferinnen sahen mich erstmals im hellgrauen Anzug mit weißem Hemd und waren ein wenig erstaunt, dass ich auch so „elegant“ aussehen konnte. 
So kam ich als erster Besucher in das nahe Café, in dem wir als Gruppe von 22 Personen für nur rund 350 Euro exzellent gefeiert haben. Fotos von der Tafel folgen. 
Die Besonderheit auf ihr waren die beiden „gefüllten Fische“ – zubereitet und einfallsreich garniert von Sohn Pavel. Hier ist es zulässig, solche speziellen Gerichte mitzubringen. Die Frauen der Küchenbrigade kamen ncheinander, die Kunstwerke zu bewundern. 
Der hier übliche „Tamada“ – aus dem Grusinischen/Georgischen übernommene Bezeichnung – ein Festorganisator mit Aufgabe der Ankündigung der Trinksprüche und anderer Spiele für Erwachsene sowie der Auswahl von Tanzmusik machte seine Arbeit sehr angenehm, fast unauffällig. Es wurde acht Stunden getafelt, getrunken und getanzt, immer wieder von Trinksprüchen unterbrochen. 
Am Folgetag waren einige Gäste mit uns im Dorf, wo einer der Gäste vom Vortag zur Nachfeier seines Geburtstags eingeladen hatte, welcher aus Zeitgründen nicht in der Woche zuvor gefeiert werden konnte. Die Tafel dort unter freiem Himmel, mit Gerichten aus Produkten von Feld und Garten, also öko. 
Unser bayrischer Schwiegersohn nutzte einen freien Moment, um mit mir zu reden. Er sei von der Herzlichkeit im Umgang miteinander beeindruckt. Die Trinksprüche vom Vortag seien wohl sehr verschieden gewesen – aber alle (übersetzt von Frau Sveta) so eindeutig, dass er auf seine Schwiegermutter stolz sei. Ihrer menschlichen Qualitäten wegen. Das war mir natürlich angenehm. Ihr auch, als ich das später mitteilte. 
Weil ich ihm im Verlauf des Freiluftessens aus den Unterhaltungen aller Gäste vieles zu ukrainischem Brauchtum bei Jubiläen und Hochzeiten übersetzt hatte, formulierte er, erneut mit einer großen Anzahl erlebter und erläuterter Eindrücke heimzureisen. 
Enkel/Sohn Patrick hat mit kindlichen Sondereinlagen auch zur Freude beigetragen. Beispielsweise sah er die grünen Oliven der Tellerdekoration für Weinbeeren an und forderte, als diese ihm doch nicht schmeckten, mit deutlichem Fingerzeig die ihm zusagenden Beeren vom Früchteteller. 
Der zweite Gastgeber ist Pavels Patenonkel. Beide hatten vereinbart, dass Koch Pascha zwei Sorten Schaschlyk und einige Rotbarsche vom Rost zum Freiluftmahl beisteuert. Das war wie jenes vom Vortag absolut gelungen. 
Die letzten Gäste, mit denen das Frühstück heute ein solides „Resteessen“ war, fuhren etwa um 16 Uhr heim. Die beste Einschätzung der Jubiläumsfete kam danach von jemandem aus Kiew, die am Vorabend spät nach der Feier im  Dorf heimgefahren war. „Ich bin noch immer unter den Eindrücken, im Herzen noch bei euch.“ 

Bleiben Sie recht gesund! 

Ihr 

Siegfried Newiger





     

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