Erlaubnis von Fantasy...


Hey!
Danke für deine Antwort. Natürlich erlaube ich die Veröffentlichung und die Aufnahme meines Geschriebenen in deinen Blog. Ich würde keinen großen Sinn darin sehen, es nicht zu tun. Deinen Beitrag habe ich gelesen. Darauf habe ich nicht mehr viel zu antworten. Ich danke dir für den Aufwand, den du in diese Frage gesteckt hast. Sowas tun auch nicht sehr viele...
Nur eine Sache:
"Diese „Träumer“ vergessen bewusst die „Randbedingungen“ einer real existierenden Gesellschaft. Sie sind – trotz Älterwerden – so in ihren Träumen befangen, dass sie die Realität nicht wahrnehmen und vor allem nicht wahrhaben wollen. Bitte sei wenigsten in diesem Zusammenhang ein wenig kritischer."

Aber ist das Dasein eines Träumers wirklich nicht lebenswert? Inwieweit ist es 'schlimm', ein Träumer zu sein? Man kann ganz bewusst zu einem Träumer werden. In Sachen Zitaten bin ich zwar nicht so befangen wie du, aber ich habe da mal ein Satz eines berühmten Eskapisten gelesen - wahrscheinlich vom Berühmtesten überhaupt - der einen zum Nachdenken anregen kann:
"Wieso sollte jemand verachtet werden, der sich im Gefängnis befindet und versucht, herauszukommen und heimzugehen? Oder, sofern das nicht geht: wenn er über andere Themen nachdenkt und spricht als über Wärter und Kerkermauern?" (J. R. R. Tolkien)
Dieser Mann hat sich gegen die Vorwürfe des Eskapismus vehement gewehrt. Ist es wirklich falsch, wenn man dazu neigt, in seiner eigenen Welt zu leben? Wenn man damit sogar nicht unzufrieden lebt? Im Grunde ist es dessen eigenes Leben und er hat die volle Entscheidung darüber. Was ist daran also nicht richtig?

Grüße

Lieber Fantasy,
ich hoffte dir verständlich gemacht zu haben, dass ich nicht engstirnig bin. Ich habe auch viel übrig für Träume und für Fantasie. 
Sie sind die eine der Voraussetzungen für Fortschritt, weil sie als neue Ideen die Wirklichkeit verändern. 

Die WIRKLICHKEIT, mein Lieber. 
Nicht die Traumwelt! Denn die wird immer wieder anders sein. 

Nur: wir leben in der Wirklichkeit, falls du das noch nicht bemerkt haben solltest, nicht in der Traumwelt. Deshalb: ich habe nichts gegen Träume - aber bitte in ihrer Beziehung zur Wirklichkeit sollten sie doch kritisch überlegt werden. Wenn du in der Welt der Träumer weiter leben willst - deine Entscheidung. Ich habe nicht das Recht, von dir anderes zu fordern. Das will ich auch nicht. Ein österreichischer Schriftsteller, Peter Altenburg, hat etwas zu dir passendes gesagt: 

"Es ist traurig, eine Ausnahme zu sein. Aber noch viel trauriger ist es, keine zu sein..." 

Du musst dich darauf vorbereiten, als Ausnahme etwas einsam zu sein. Das ist so. 
Ich bin es nicht, obwohl ich bestimmten Vorstellungen von einem "normalen Menschen" nicht entspreche. 

Allerdings bin ich  nicht bereit, über etwas zu urteilen "Richtig oder nicht richtig, also falsch".

Weil ich nicht darauf abstelle, die allgemein gültige Wahrheit zu wissen und zu empfehlen. Ich sage meine auf Lebenserfahrung beruhende Meinung - nicht mehr. Falls jemand meine Argumente akzeptiert und sie für sich als richtig in die eigene Lebenshaltung aufnimmt - seine Entscheidung.

Du bist mir auf Grund deiner Offenheit sympathisch. 
Nur: eine Person, die plötzlich neben dir auftaucht und dich liebt und die auch du liebst - die will nicht in deinen Träumen, sondern in der Wirklichkeit geliebt werden. Einschließlich des Wunsches, Mutter eurer Kinder zu sein ...

Dann hat dich die Wirklichkeit eingeholt...

Hier ein Zitat, das mich überraschte - aus dem Koran:
"Glaubt denn der Mensch, dass ihm volle Freiheit gelassen ist? War er nicht ein ausgeworfener Samentropfen?" 
Der in einer ganz anderen Mutter hätte wirksam werden können ... 

Mein Guter, schon mit deiner Bemerkung, dass ich bezüglich der Anarchisten nicht im Stoff stünde, hast du mir etwas ungerechtfertigte Kritik angeboten. Das sehe ich aber nicht verbissen. Unausgegorener Wein eben.

Was wünsche ich dir? 
Lass ein bisschen Druck aus dem Gärbottich. 

Komme auf den Boden der Wirklichkeit zurück, 
ohne die Fähigkeit zum Träumen einzubüßen

Nur: trenne beides

Das ist für dich und einmal auch für euch besser.

Bleib recht gesund!

Siegfried

Guten Morgen Fantasy, in meiner gestrigen Stimmung nach dem Lesen deiner Antwort habe ich ganz vergessen, mich für die erteilte Erlaubnis zu bedanken, unsere Korrespondenz anderweitig zu nutzen.

Ich leide nicht an Schlaflosigkeit – aber nach Toilettengang nachts habe ich doch noch etwas sinniert. Zwei Dinge fielen mir ein. Der Kaufmannslehrling Heinrich Schliemann fand bei seinem Onkel und Lehrmeister ein Buch über Troja. Das ließ ihn nicht mehr los – Troja zu finden wurde sein Traum. Das war etwas neben der realen Welt mit Salzheringen und Zuckerhüten. Er fand ein weiteres Buch. In Kyrillisch. Kein Sprachlehrbuch – dazu auch teilweise lädiert. Er begann auf extrem schwierige Weise, Russisch erst einmal lesen zu lernen. Sein Traum: über das Russland der damaligen Zeit durch Geschäfte zu so viel Geld zu kommen, dass am Ende sein „Traum von Troja“ verwirklicht werden konnte. Im realen Leben. Als ich nach der „Wende“ zeitweilig Aufseher im Pergamon-Museum war, habe ich mich damit intensiv beschäftigt. Hut ab vor Schliemann!

Dann habe ich mich gefragt: will der junge Mann eine gedachte, geträumte Person glücklich sehen oder sich selbst – wenn auch in einer besseren Welt. Fantasy will Fantasy real glücklich bekommen -  durch die Verwirklichung seiner eigenen Träume. Weil das etwas schwierig ist, flieht er in seinen Träumen aus dieser realen Welt. Schade um den doch intelligenten Jungen. Er kann doch Eskapist bleiben neben der Welt! Wer verwehrt ihm das Träumen? 

Hier weise ich nochmals auf NeuDeutschland hin. Hast du Angst vor der Aufgabe, mit echten Menschen eine Veränderung in der Gesellschaft zu versuchen? Du hast deren „Träume“, die ich durch Mitgliedschaft von hier aus der Ferne unterstütze, anscheinend noch nicht zur Kenntnis genommen. Deine Sache. 
Nur: inaktiv sein oder zu versuchen, in ganz fremden Bereichen etwas zu finden, statt in der Heimat Besseres mit zu gestalten ist ein wenig Ausreißen vor verantwortlichem Handeln.

In einem alten deutschen Lied heißt es:
„Die Gedanken sind frei – wer kann sie erraten?“
Schau mal bei Wikipedia nach. Mir gefällt vor allem die Fassung von etwa 1800.

Das geht voll in die Richtung der Antwort von ErnestWilkinson an dich, der doch eine Frau ist …

„Die innere Einstellung ist eine ungeheuere Macht... damit kannst du dir deine Freiheit erkämpfen!“ Habe ich auch durchgezogen.

Ich wünsche dir gute Gesundheit.

Siegfried

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