Armer Igel...

Vor einem der Nachbarhäuser in der Morgenstunde die recht ansehnliche Hausmeisterin. Sie steckte in einer Weste, auf deren Rücken der Wappenspruch der hiesigen Umweltorganisation "RIDNE MISTO" prangte - auf Deutsch "Heimatort". Ich fragte nach dem höflichen "Guten Morgen", ob sie diesen Spruch bewusst an seiner Stelle akzeptiert hätte. Sie bejahte. Da fragte ich - zweideutig, ich weiß - : "Wie kann denn ihr Rücken mein Heimatort werden?" Sie schüttelte sich vor Lachen und ich stimmte ein. Wie sich die Dinge ändern, wenn wir unsere Sicht von ihnen verändern ...

Für meine Leser klar: Morgenspaziergang mit Hund Kai. Heute hatten die beiden Höckerschwäne die Fluss-Seite gewechselt. Also waren sie an unserem Spazierufer. Der Jagdspaniel wollte natürlich wissen, was denn da für große Enten sich in "seinem" Gewässer tummelten. Also mutig auf die los. Einer der Schwäne machte bei der Annäherung des ungebetenen Gastes einen ganz langen Hals und zischte laut wie der Drache im Märchen. Der Spaniel hat ja nur einen Schwanzstummel - aber selbst den hatte er fast unter den Bauch geklemmt, als er zu mir zurück schlich ... Allerdings machten sich auch die Schwäne langsam davon - die Flügel wie weiße Segel hochgestellt.

Dann überholte uns erstmals in dieser Zeit joggend wieder eine Frau mittleren Alters. Blond, aber zum Sport nicht so unkenntlich aufgemacht wie zur Arbeit, sondern mit einem fröhlichen kleinen Pferdeschwänzchen, das sie gleich um mindestens 5 Jahre jünger macht. Da sie auch noch elastisch an allen hübschen Stellen ist, eine morgendliche Augenweide. Ihre muntere kleine Hündin, die um sie herumraste, gab unserem Kai die Abfuhr mit bellen und einem leichten Biss in die Schnauze.

Auf dem Wasser mehrere Gruppen arbeitsloser Erpel, in ihren hellen "Hosen", dunklen "Jackets" und der blaugrün schillernden Kopfpartie immer ein wenig nach "auf dem Wege zum Tanz" aussehend. Sie sind zeitweilig nicht gefragt. Denn die Stockentendamen sind um diese Zeit am Nestbau oder schon beim Brüten. In ihrem braunen Federkleid sehen sie eher aus wie Hausfrauen in der Kittelschürze, auch wenn sie einen kleinen hellen Streifen seitlich in Art einer Brosche als Schmuck tragen. Bevor die Jungen schlüpfen, sind ihre Mütter im Uferbereich so kaum zu sehen.

Auf dem Heimweg dann noch ein trauriges Bild. Am Straßenrand ein tot gefahrener Igel. Das ist vielleicht in der Morgendämmerung geschehen - aber doch nicht einfach zu übersehen. Nur besteht das Leben nicht nur aus Sonnenschein. Aber ihn zu suchen und zu finden ist hilfreicher für die eigene Stimmung.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger




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