Geschäft Muttertag?

Allerdings nicht für mich. 
Seit Jahrzehnten meine persönliche Zeremonie: jeder Morgen Muttertag. Ein Fingerkuss auf das Bild meiner lieben Mutti, eine liebevoll lächelnde Frau mittleren Alters in der Tracht einer Krankenschwester. Unerwartet plötzlich verstorben vor rund 40 Jahren ...


Die Überschrift zu diesem Post fand ich heute früh im Internet - ich habe sie etwas verkürzt. Aber doch genutzt. Sie drückt immerhin eine Haltung aus - eine Meinung.                                       
Die Idee zu einem Tag, an dem sich Mütter zu sie bewegenden aktuellen Fragen austauschen konnten, kommt ja aus den USA. Schon 1865 versuchte Anna Maria Reeves Jarvis die Bewegung "Freundschaftstag der Mütter" (Mothers Friendships Day) zu gründen.  
1870 rief Julia Ward Howe die Mütter-Friedenstag-Iniative "Frieden und Mutterschaft" (peace and motherhood) ins Leben. Ihr Ziel: keine Kinder für den Krieg opfern.


Der heutige Muttertag ist dann endlich doch durch die weiter oben genannte beharrliche Mehodistin Anna Maria Jarvis eingeführt worden. Weil am zweiten Monat im Mai 1905 ihre geliebte Mutter verstarb, führte Anna am 12. Mai 1907 das erste "Meeting zu Mutters Gedächtnis" durch (Memorial Mothers Day Meeting). Ein Jahr später wurde das am zweiten Maisonntag wiederholt - allerdings mit dem Zusatz, dass die Andacht allen Müttern gewidmet sei. Deshalb ließ sie auch - als Ausdruck der Liebe zu ihrer Mutter - vor der Kirche an andere Mütter 500 weiße Nelken verteilen ...
Daraus hat die Geschäftswelt auch gleich die Idee mit den Blumen bekommen ...


Ihre intensiven Bemühungen für einen offiziellen Feiertag zu Ehren der Mütter - sie wendete sich mit Briefen an Frauenvereine, Geistliche, Politiker und Geschäftsleute - gaben der Bewegung Schwung. Schon 1912 führten ihn die Methodisten in West Virginia ein. Also ist heute der 100. Muttertag, der begangen wird.
Am 8. Mai 1914 erließ der Kongress der USA die entsprechende gesetzliche Verfügung - so begann sich der Muttertag auf der Welt zu verbreiten. Zuerst England, die Schweiz 1917, Norwegen und Finnland 1918, Schweden 1919, dann 1923 Deutschland und 1924 Österreich waren jene nacheinander folgenden Länder, welche den Feiertag zu Ehren aller Mütter übernahmen.


Ein Paradox und doch eine aufrechte Haltung der Anna Maria Jarvis: mit Verbreitung dieses Feiertages ging das Hand in Hand, was die Überschrift des Post`s meint - seine zunehmende Kommerzialisierung. 
Vom Sinn wird nur noch selten gesprochen - von Geschenken und Blumen ist die Rede - nicht vom Ansatz, sondern vom Umsatz ...  Wie Ostern, Weihnachten, Vatertag ...
Anna Maria wandte sich von der Bewegung ab, bereute, sie begründet zu haben - ihr Kampf um die Abschaffung dieser Art von "Ehrung" blieb jedoch erfolglos.


Die Anna Maria Jarvis achte ich wegen ihres Für, besonders aber wegen ihres Wider. Vor allem auch, weil ich nicht gegen die Ehrung der Mütter bin - darunter auch meiner Mutti - sondern weil die vielen unter aus unterschiedlichen Gründen kinderlos gebliebenen Frauen, die wie eine meiner Töchter regelrechte "Muttertypen" sind, von der Ehrung ausgeschlossen sind. 
Dafür wird sie - offiziell - auch "Rabenmüttern" zuteil, die sich gegen ihre Kinder regelrecht vergehen. 
Das beginnt beim Aussetzen von Säuglingen und geht bis zum Kindesmord. 


Der größte Schaden für uns alle ist nach meiner Auffassung: Liebesentzug! Schauen Sie doch einmal unter gutefrage.net nach. Bestürzend die Hilferufe von Kinderseelen in Hinsicht auf das Verhältnis zur eigenen Mutter!


Wie recht hat Pearl S. Buck: 
Kinder, die man nicht liebt, werden Erwachsene, die nicht lieben.


Bleiben Sie recht gesund!


Ihr


Siegfried Newiger












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