Meine Bombe ...

Wenn jemand in Gegenden kommt, die nur bescheidene Internet- Anbindungen haben, ist Bloggen nicht so leicht.
Am 04.05. schwebte unser Flugzeug gegen 01.30 Uhr auf dem Flughafen ein, der zwischen Samara und Togliatti in Russland liegt. Dorthin hatte mich ein deutscher Unternehmer gebeten - als Dolmetscher mit Gespür für die slawische Mentalität. Allerdings kam ich auf kürzestem Wege von Kiew nur mit dieser "Nachtflug-Verbindung" günstig vor Ort. Das gastgebende Unternehmen hatte Abholung versprochen.
Weil wir Ausländer das Immigrationsformular ausfüllen mussten, kamen wir automatisch unter die letzten Reisenden, die bei den Grenzbeamten vorsprachen.
An der Passkontrolle ein "Stop" durch die junge Frau in Uniform. Obwohl ich mit meinem Jahresvisum schon mehrfach in Russland gewesen war, gefiel ihr an ihm irgendetwas nicht. Sie telefonierte - es erschien ein junger Mann in Zivil. Anscheinend von einer übergeordneten "Security". Er begann ohne Umschweife Fragen zu stellen. Wann ich das letzte Mal in Russland gewesen sei? Ich bat, in den Pass zu sehen, auf den entsprechenden Stempel - um nichts Falsches auszusagen. Wohin ich denn wolle?
Meine Antwort, dass ich das nicht wisse, gefiel ihm nicht. Ich ergänzte, dass mir von der Firma Abholung zugesagt sei - das beruhigte ihn. Das Angebot, meinen Laptop anzuschalten, die Firmenadresse herbeizuholen - er schlug es aus.
Die Grenzbeamtin hatte meinen Pass genommen und war irgendwohin verschwunden. Wir unterhielten uns mit dem zunehmend ruhiger werdenden jungen Mann relativ ungezwungen, als die Flugzeugbesatzung auftauchte und durch "ihren" Kontrollpunkt das Gebäude verließ.
Nach etwa 20 Minuten kam die Beamtin wieder, kommentierte nicht, was am Visum ungewöhnlich sei und wünschte guten Aufenthalt.
Am Ausgang zwei Taxifahrer. Wohin ich wolle? " In die Stadt! Nach Samara oder Togliatti? Erstmals bekam ich die Information, dass der Flugplatz direkt "zwischen die Städte" gelegt worden war, um beide zu bedienen.
Als ich sagte, ich wolle nach Samara, hätte aber keine Ahnung in welches Hotel, wurde mir zugesichert, für mich etwas Gutes zu finden ...
Da bat ich um ein Handy - mein "persönlicher Fahrer " konnte noch nicht weit sein. Ich rief die aufgeschriebene Nummer an - er war vor den Haupteingang gegangen, weil er mich nicht erkannt zu haben glaubte und dort suchte.
Der Einkauf eines einfachen "Gästechips" für mein Handy gestaltete sich am nächsten Tag zu einer Tragikomödie. Ohne die bestätigte Anmeldung bei meinem Hotel ging von vornherein nichts. Also zurück laufen und die "Registrierung" mit Stempel und Unterschrift bestätigen lassen ...
Das auszufüllende Formular musste auch die Angaben zu meinem Geburtsort enthalten. Ich versetzte die junge Verkäuferin in Schrecken mit der Frage, ob sie das ostpreußische "Preußisch-Eylau" oder das russische "Bagrationowsk" vermerkt haben wolle. Wie so etwas möglich sei? Unkenntnis der Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges ... Der ganze Vorgang einschließlich des doppelten Weges nahm etwa eineinhalb Stunden in Anspruch ...
Eines der winzigsten Probleme für die "Investitionsbedingungen", über welche sowohl der russische Präsident als auch der Premierminister ständig kritisch reden ...
Das Hotel fast am Wolgaufer war sehr gut, die Verhandlungen optimistisch stimmend. Dann der Heimflug ... Wir flogen beide über Moskau zurück - der Unternehmer nach Deutschland, ich heim nach Kiew. Das war am 06. März - einen Tag vor Inauguration des neu gewählten Präsidenten. Bei der Gepäckkontrolle für mich ein "Stop!". "Bitte den Koffer öffnen. Sie haben metallische Gegenstände darin!"
Für einen potentiellen Kunden bei Moskau hatte ich einige Muster eingepackt, welche außer Masse keinen besonderen Wert darstellten. Aber ein Flug nach Moskau mit unbekannter Materie und einem in jener herumkollernden Kleinteil - das wollen wir so doch nicht durchlassen ... Sie ließen uns dann aber doch durch. Denn "meine Bombe" war offensichtlich keine.
Inauguration gerettet!

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger









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