Striptease...



Mein Freund seit 60 Jahren fragte mich, ob denn die Busreise in die Ukraine nicht etwas belastend sei. Er hat nur bedingt recht. Das hängt von der Reisegesellschaft ab. Zum Glück hatte die vor Abreise nicht alles mitbekommen. 
Der Taxifahrer war nett, hatte meine sehr schwere Reisetasche aus der vierten Etage geholt. Als er mich am Zentralen Berliner Busbahnhof abgesetzt hatte, war er so angefahren, dass ich nur relativ kurzen Weg zum Stellplatz des Busses nach Kiew überwinden musste. 
Ich packte also den Rolli und die Tasche. Nach drei Schritten wäre ich fast gestürzt. Meine Hose rutschte mit recht großer Geschwindigkeit abwärts. Nahm glücklicherweise den Slip nicht mit. Dennoch fühlte ich mich bei dem unerwarteten Strip nicht besonders wohl. Rasch stellte ich Gepäck ab und riss die Hose regelrecht hoch. Bemerkte, dass der Gürtel von mir nicht auf dem letzten, sondern dem vorletzten Loch zugezogen war. Offensichtlich habe ich bei meinem aktiven Bewegen in Berlin so viel abgenommen, dass der Vorgang möglich wurde. 
Während so etwas unter Deutschen als Missgeschick belächelt wird, werten Slawen dieses Schauspiel als Schande für den Träger der unzureichend befestigten Hose. Aber die ukrainische Reisegesellschaft war soeben erst aus Bonn zu Weiterfahrt nach Kiew angekommen und reckte die eigenen Glieder ein wenig in der Pause von 15 Minuten. 
Die Begleiter/Fahrer verstauten meine Sachen so, dass der Laptop nicht Schaden nehmen konnte. Die Fahrt ging zügig über Cottbus nach Krakow und weiter. Während ich auf meinem Platz 49 mein linkes Bein im Gang ein wenig hin und her schwingen konnte, hatten es drei extrem beleibte Personen viel schwerer. Nicht nur, dass es ihnen auf ihren Plätzen für Normalverbraucher recht eng war. Sie standen vor jedem angekündigten Halt fast augenblicklich auf. Die Fahrer hatten das zwar untersagt – sahen aber großmütig weg. 
Die Gefahr, dass die älteren Herrschaften es nicht rechtzeitig zur Toilette und zurück schaffen würden, war deutlich. Allerdings schufen die „Wonneproppen“ durch ihre Leibesfülle im Gang zwischen den Sitzreihen eine alle anderen behindernde zeitweilige Verzögerung. 
Die polnisch-ukrainische Grenze passierten die 52 Personen innerhalb von einer Stunde und 40 Minuten gesamt. Ein Rekord. Da die Reise mit hoher Geschwindigkeit weiter ging, trafen wir unerwartet zeitig in Kiew ein. Meine Natascha hatte es eben erst geschafft, zu unserer Anfahrt zurecht zu kommen. 
Der im vorherigen Post erwartete „verhaltene“ Empfang fand nicht statt. Alles so, als wäre nichts gewesen. Im Kleinbus nach Bila Tserkva bekamen wir günstige Plätze, Hund und Kater begrüßten mich wie lange erwartet. 
Als ich am folgenden Morgen beim Morgenspaziergang von meinen Blumenfrauen gesagt bekam „Herzlich willkommen zur Heimkehr!“ – da fühlte ich wieder, dass ich hier zuhause bin. Bedankte mich mit einem Scherz, den oben erwähnter Freund mir vor meiner Rückreise erzählt hatte. 
Oma kommt ins Zimmer der Enkelin. Die liegt nackt im Bett. „Was soll denn das?“ „Oma, das verstehst du nicht mehr. Das ist das Kleid der Liebe.“ Oma brummt etwas vor sich hin und geht. Abends zieht sie sich ebenso aus, legt sich hin. Als Opa kommt, fragt der erstaunt: „Was soll denn das?“ „Mein Guter, das ist das Kleid der Liebe.“ „Aber weshalb ist das so schlecht gebügelt?“ 
Bei den Frauen – auch dieser Altersgruppe – rief der Scherz lautes Gelächter hervor. Endlich einmal ein deutscher Witz, der sofort verstanden wurde. 

Bleiben Sie recht gesund! 

Ihr 

Siegfried Newiger





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