Unter den Piloten werden die als
die besten Liebhaber bezeichnet, welche Hubschrauber fliegen. Dafür gibt es
eine für viele Leute erstaunliche Erklärung. Diese Flugmaschinen lassen sich
bei Start und Landung viel schwieriger steuern als Flugzeuge. Der Grund: es
stört die Erde. Denn die von der Tragschraube nach unten gedrückte Luft trifft
auf die Erdoberfläche und wird zum Teil zurück gestaut. Es bildet sich eine Art
Luftpolster. Wer schon einmal auf einem Luftkissen gesessen hat weiß, dass das
unter dem Allerwertesten sehr leicht in beliebige Richtungen nachgibt. Ähnlich
geht es einem mit einem schlecht aufgeblasenen Schwimmring im Wasser. Wer die
Luftbewegung schlecht einschätzen kann, sitzt bald auf der Erde oder liegt im
Wasser. Hubschrauberpiloten müssen mit dem Hintern regelrecht „erfühlen“, wohin
ihr Fluggerät abwandern will und deshalb bei Start oder Landung fast jede
Sekunde irgendwie eingreifen, nur um kaum zu ahnende Abweichungen zu
verhindern. Diese Fähigkeit, sie betreffende Situationen voraus zu sehen, macht
sie gegenüber unseren nicht immer berechenbar denkenden Damen eindeutig zu
Favoriten.
Nach meinen Beobachtungen hier
an seelenloser Technik komme ich zu dem Schluss, dass die guten Werkzeugbauer
den Piloten den Rang ablaufen könnten. Sie erfühlen regelrecht, dass nicht ein
falsch geschnittenes Gewinde der einzudrehenden Schraube entgegenwirkt, sondern
ein Span, der trotz Ausblasen mit Druckluft in der Bohrung sich verklemmt hatte.
Was ich daheim mit etwas Krafteinsatz anbringe, lassen sie sein. An dessen
Stelle tun sie alles, um den Span heraus zu bekommen. Begründung: bei
erforderlicher Reparatur bekommt man das Teil nicht heraus, denn nach gewisser
Zeit sitzt die Schraube bombenfest. Diese Erfahrung machte ich schon – jetzt
werde ich das vermeiden können.
Oder – sie lösten eine große
Schraube heraus, obwohl die gefasst hatte, aber zu lang überstand. Dabei
äußerten sie sich wenig fein über den Monteur. Meine Frage wurde so
beantwortet: „Die Schraube soll einerseits das Teil einfach halten, es
andererseits mit dem Schraubenkopf an die Unterlage pressen. Diese zweite
Aufgabe erfüllt sie nicht. Der Monteur war offensichtlich nicht einmal ein
richtiger Klempner.“
Der Ältere von beiden Kollegen
war gestern mutig. Er hatte bei unserer Fahrt ins Hotel den Schriftzug „SPAR“
gesehen – gemeinsam mit Reklame für ein Lebensmittelgeschäft der Firmenkette in
ukrainischer Sprache. Bemüht, den Dolmetscher nicht zu überlasten, nahm er
seine Tragetasche und machte sich zu Fuß auf den Weg. Allerdings wunderte er
sich, dass er nach längerer als geschätzter Zeit an einer großen Kreuzung
ankam. Weil dort jedoch in einem Schaufenster Lebensmittel zu sehen waren, ging
er in das Geschäft. Dort nahm er sich in Selbstbedienung alles, wie in einem
deutschen Supermarkt. Ging an die Kasse, an der keine Leute zu sehen waren. Weil er kein Wort verstand, bekam er erst nach längerem
mit, dass die Kassiererin Feierabend hatte, ihn an eine andere Kasse verwies.
Dort wurde er etwas gefragt, das er mit Kopfnicken beantwortete. Dafür bekam er
eine Plastiktüte, die er nicht gewollt hatte, aber nahm. Als er bezahlte, hatte
er erst einen kleinen Schein vorgeholt, dann den größeren. Erneut redete die
Verkäuferin auf ihn ein. Er antwortete „No Russisch!“ – sie gab ihm mit Gesten
zu verstehen, dass sie den kleineren Schein möchte, um besser herausgeben zu
können. Den größten Schock bekam er, als sie ihm verbat seine Waren zu nehmen –
sie legte die selber fein säuberlich in seine Einkaufstüte und verabschiedete
ihn mit einem Lächeln. Ich kommentierte seine Erlebnisse mit der Bemerkung, es
hätte noch dicker kommen können. Wenn nämlich – für Deutsche absolut
unverständlich – an der Kasse keine alkoholischen Getränke bezahlt werden
konnten, er also mit seinem Bier stecken geblieben wäre. Vielleicht muss ich ihnen das dort vorführen, wo ich das auch hier
schon erlebte.
Als er nach seinen Abenteuern wieder zurück ins Hotel ging, sah er plötzlich rechts von sich den gesuchten Schriftzug "SPAR" - und ärgerte sich nur ein wenig über den unnötigen Weg.
Bleiben Sie
recht gesund!
Ihr
Siegfried
Newiger
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