Was ist für Sie Gesundheit?


Dieser Post wurde am 28.03.2012 geschrieben und ist der zweite, welcher von dem Blog "reich-weil-gesund" nach hier umgezogen ist. Noch ist mein an dessen Stelle geplanter "Mein Ostblock-Blog" noch in Arbeit.

Aber er wird kommen.

Vorab ein wenig Retro. Was also ist Gesundheit für Sie?

Hier könnte ich es mir leicht machen. Denn es gibt da sogar eine internationale Organisation, welche festgeschrieben hat, was Gesundheit für Sie und mich sein soll:„Die Gesundheit des Menschen ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen“.
  Stammt von der WHO – der Weltgesundheitsorganisation.
             Klingt echt gut – vollständiges Wohlergehen.
             Mit den Beifügungen: körperlich, geistig und sozial.

Der Autor Reinhard Lay formuliert etwas näher an der täglichen Praxis, sinngemäßso: „Gesundheit bedeutet zufriedenstellende Selbstständigkeit und Wohlbefinden im täglichen Leben.“

Allerdings fällt auch es auch gesunden Erwachsenen schwerer, Gesundheit zu erklären als Krankheit. Kindern und Jugendlichen begreifen den Begriff meist nur als Abwesenheit von Krankheit.

Dann gibt es noch die Bemerkung eines zynischen Arztes: „Es gibt keine Gesunden – die es scheinen, sind nur nicht gründlich genug untersucht.“

Worauf wollen wir uns nun einigen?

Weil das meine Meinung ist, muss sie nicht richtig sein. Ich bin gesund, wenn ich mich gesund fühle, wenn ich mich wohl fühle. Dazu ist zu ergänzen: ich trage seit 5 Jahren einen Herzschrittmacher, bin offiziell 20 % gesundheitsgeschädigt durch einen Wegeunfall – das linke Kniegelenk ist nur beweglich dank der chirurgischen Meisterschaft meines russischen Freundes Dr. Viktor Tscherkaschin. Bei verdrehender Bewegung schmerzt es. Außerdem muss ich ständig Elastik-Strumpfhosen tragen, um das Risiko von Thrombosen auszuschließen. An- und Ausziehen sind kein Vergnügen. Aber: ich fühle mich wohl. Dazu bin ich auch schon 75 Jahre alt.

Ein Grundbestandteil aller Meinungen zum Begriff Gesundheit – aber auch zur Krankheit – ist: das ist eine zutiefst persönliche, vom Beobachter abhängige Auffassung eines körperlichen Zustandes. Der Beobachter kann „der Eigentümer“ des betrachteten Körpers sein (subjektive Einschätzung) oder eine von außen die Diagnose stellende Person – in der Regel Arzt oder Wissenschaftler, dazu liebende Oma, treusorgende Ehefrau, Nachbarin, Arbeitskollege …  Alle aber machen ihre Beobachtungen – spüren oder erfragen körperlich, psychische oder soziale Symptome.


Hohes Fieber, ständiger Brechreiz, Schmerzen – das sind einige bekannte körperliche Symptome bei unterschiedlichen Krankheiten, ständige depressive Stimmung, extreme Reizbarkeit können als Beispiele psychischer Anzeichen gelten; soziale Symptome sind beispielsweise fehlende Freunde, Mobbing am Arbeitsplatz.

Fieber kenne ich seit 15 Jahren nicht mehr. Weil ich mich aktiv abhärte. Schnupfen ist seit 45 Jahren für mich ein Fremdwort. Wurde mir mit dem „sibirischen Taschentuch“ abgewöhnt. Vor rund 6 Jahren habe ich nach 15 Kilogramm in 3 Monaten abnehmen mein Wohlfühlgewicht bis heute stabilisiert. Die seltenen leichten Schmerzen im linken Kniegelenk stecke ich unter „ferner liefen“ weg, sie rufen keine depressive Stimmung hervor. Extrem reizbar bin ich nicht, auch wenn mich manche unhöfliche Leute mit echt dummen Bemerkungen schon aus der Ruhe bringen können. (siehe die beiden Post`s „Streit- und Informationskultur“ auf meinem Blog Erlebnis - Leben ) Freunde habe ich getreu der slawischen Regel: „Wozu brauchst du einhundert Rubel, wenn du einhundert Freunde hast.“ Und an meinem Rentner-Arbeitsplatz Laptop mobbt mich liebevoll nur meine Frau Natascha. 

Nun dürfen Sie sich entscheiden. Weil: wir sollten nicht wie diejenigen jeden Tag nach Zipperlein suchenden Zeitgenossen ohne triftigen Grund die Wartezimmer der Ärzte füllen, sondern gemeinsam daran wirken, uns nicht nur pro forma besser zu fühlen, sondern echt besser drauf zu sein. Da werde ich Sie ein wenig begleiten.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger



Umzug

Um den Blog http://reich-weil-gesund.blogspot.com/ einzustellen, ihn innerhalb des vorliegenden als Teil meiner Lebensweise einzufügen, gibt es den "Umzug". Die dort vorhandenen Post`s werden hier jeden zweiten Tag einer eingefügt. So bleiben sie erhalten. Der neue Blog wird sich mit dem beschäftigen, was mir nach diesem Besuch in Deutschland noch am Herzen liegt, Dazu mehr, wenn ich mich für den endgültigen Titel entschieden habe.

Nun folgt bereits der erste "Gesundheitsartikel". Geschrieben am 27.03.2012.

Reich weil gesund? Warum?

Vor einigen Tagen habe ich mit vielen anderen Abschied nehmen müssen von einem sehr lebensbejahenden Freund. Ihn hat der Krebs aus der Mitte seiner Familie gerissen. Damit sind wir an einer Grenze dieser Bezeichnung von Webseite und Blog. Denn die überschreiten wir alle einmal. Wer mit eben 60 Jahren gehen muss oder sogar früher, ist ein armer Kerl. So waren die leisen Kommentare ringsumher. Jeder ernsthaft Kranke wird so oder ähnlich bemitleidet.

Drei Tage später wurde ich 75 Jahre alt. Meine Gäste wünschten mir, das Jahrhundert zu vollenden. Bei bester Gesundheit. Ich fragte, ob jemand unter ihnen wüsste, wie viel Krankheiten etwa die menschliche Gesundheit bedrohen. Selbst die anwesende Kinderärztin lag mit ihrer Schätzung etwas unter der Zahl, die ich gefunden hatte.

Im Taschenbuch „Kapital Gesundheit – Für eine menschliche Medizin“ gibt Prof. Dr. med. Dietrich Grönemeyer die Anzahl aller bekannten menschlichen Krankheiten mit rund 30.000 an (Verlag Goldmann, ISBN 3-442-15366-2, Seite 106).
Interessant – hörte ich die eine und den anderen sagen. Habe ich noch nicht gewusst.

An anderem Ort hörte ich abwertend: das weiß ich doch schon lange.

Mit diesen beiden Bemerkungen werden die Krankheiten nicht weniger und bei der einen einzigen Gesundheit kommt andererseits nichts dazu.

Für mich folgte seit Jahren, ohne diese Zahlen gekannt zu haben, mit meiner zunehmenden Lebenserfahrung:

diese, meine einzige Gesundheit ist so außerordentlich wertvoll, dass ich mich ständig aktiv um sie bemühen muss.

Das kann ich auch jedem Einzelnen empfehlen.
Nicht so theoretisch, sondern sehr praktisch. Und konsequent. 
WOLLEN
Nicht nur wünschen oder möchten. Auf Tabletten hoffen und auf andere Medikamente ...

Selbst ist der Mann / die Frau.
Nach Wissen suchen, nach Vorbildern, nach Gleichgesinnten, Verbündeten.

In meinem eBook „Deine unschätzbare Gesundheit“ auf der Website http://www.reich-weil-gesund.com/ ist dazu alles das zu finden, was sich bei mir in Jahren und Jahrzehnten bewährt hat.

Schnupfenfrei bin ich seit mehr als vierzig Jahren.

Erkältungen plagen mich schon über 15 Jahre hin nicht mehr.

Mit einer Lebensweise nach der von mir so genannten „Raubtier-Diät“ habe ich vor 6 Jahren beginnend von 108 kg auf 93-95 kg dauerhaft abgespeckt.

Das sind nur drei Beispiele. 

Schauen Sie doch einmal herein:  Die Schatzsuche
Die können Sie kostenlos downloaden!

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger





Chiemsee


Chiemsee

An diesem Tag, an dem gegen Abend auch noch Sturmwarnung für den Chiemsee ausgerufen wurde, hatten wir erneut Glück. Denn das von den berufsmäßigen Wetterfröschen in Oberbayern für den ganzen Tag angesagte zumindest „unfreundliche“ Wetter fiel für uns aus.
Zur Hinfahrt via Autobahn nichts Wesentliches – von ihr ist von der Bergregion auf viele Kilometer hin schon zu sehen, was bei Fahrt „über die Dörfer“ von der bewaldeten Landschaft abgeschirmt wird. Der Parkplatz fast an der Anlegestelle der Chiemseeflotille sehr preiswert in einer ansonsten nicht gerade zimperlichen Ecke.

Die Fahrt auf dem Sonnendeck eines der Fahrgastschiffe war angenehm und auch optisch interessant – denn die Umgebung ist für einen Gast doch sehr bemerkenswert. Auf der Herreninsel, beim Spaziergang zum Schloss doch zwei bemerkenswerte Ereignisse.
Wir hatten schon lange, bevor wir die Kinder zu Gesicht bekamen, ihre häufig im Chor gerufenen Worte vernommen. Das machte mich neugierig. Als sie auf unseren Weg einbogen, sah ich den „Dirigenten“. Mit dem sicheren pädagogischen Gefühl dafür, dass eine Gruppe von Kindern auf einer Wanderung auch durch organisiertes „laut-sein-dürfen“ sicher zusammengehalten werden kann, in einer relativ wenig begangenen bewaldeten Gegend organisierte er dieses Erlebnis. Er, ein Mann jenseits der 50 etwa, gab ein Stichwort, und auf sein Kommando riefen die fröhlichen Knirpse dann dieses Wort oder einen kurzen Satz. Jede/r, so laut sie/er konnte. Danach setzte das fröhliche Geschnatter einer zufriedenen Kinderschar ein. Nach einigen Minuten wieder „Ensemble-Einsatz“ – nur in dem Dialekt der Gegend, den ich nicht so verstehe, um hier Worte oder Sätze zu dokumentieren. Aber für mich war der pädagogische Effekt eindeutig. Diese Kinder haben einen befähigten, weil einfühlsamen Erzieher.

Das zweite besondere Ereignis bescherte uns Mutti Natascha. Wir hatten nicht nur das Schloss und die davor befindlichen Anlagen bewundert, sondern auch die ungeheurer Arbeit gewürdigt, welche darin steckt. Sie mit dem sehr praktischen Sinn der Frau vom Bau machte uns auf eine nach ihrer Auffassung „Besonderheit“ aufmerksam. Direkt von der Anlagestelle am Festlandsufer führte eine gerade Linie zur Freitreppe des Schlosses. Und auf Inselseite war eine breite, unbewachsene Schneise hin zum Ufer geschlagen, über welche nach unserer bald gemeinsamen Auffassung der Transport der Baumaterialien wahrscheinlich auf kürzestem Wege stattgefunden haben könnte, genauer: musste. Denn Transportkosten sind abhängig von der Weglänge …

Was meine Mädchen in dem Gehege unweit des Schlosses als „Rehe“ ansahen, kam mir selbst auf die Entfernung zu groß für die Gattung vor. Wir gingen näher – ein Damwildrudel mit einigen schon intensiver gefleckten Alttieren und viele lebhafte, noch nicht so ausgeprägt eingefärbte junge Tiere.

Die kurze Fahrt zur Fraueninsel ohne andere Erlebnisse – auf ihr deren drei.
Der Inhaber eines Andenkenshops wollte wissen, wie ich als akzentfrei deutsch sprechender so rasch auf Russisch umschalten könne. Dass ich schon lange bei meiner ukrainischen Frau lebe, führte zu Fragen nach Frau Timoschenko und danach, wie ich in das Land gekommen sei. Schließlich erinnerte er sich als Hobbyflieger an seine ersten Luftfahrttrip in den unbekannten Osten und eine Landung auf dem damals heruntergekommenen Flugplatz Brandenburg-Briest. Dort hatte ich 8 Jahre „gedient“ und konnte mit meinen Bemerkungen bei ihm gewisse Ressentiments abbauen.

Auf dem Weg zum Eingangsbereich des dortigen Nonnenklosters kamen wir über den Friedhof. Im Blickfeld seitlich fiel mir ein Grabdenkmal auf: „Alfred Jodl, Generaloberst, + 1946“ – eine Information, die ich hier nicht erwartet hatte.  Mit deutscher Militärgeschichte etwas vertraut, konnte ich sie in geschichtliche Zusammenhänge einordnen.

Einige Schritte weiter begegneten wir einer Ordensschwester und als wir aus dem mit einer nur für Gäste des Klosters sich öffnenden Pforte verschlossenen hellen Durchgang zurückgingen, kamen uns drei tibetische Mönche entgegen.

Erst als wir ins Auto stiegen, zogen sich die dunklen Wolken zusammen, welche uns bis zu unserer Ferienwohnung begleiteten und etwas vom prophezeiten Gewitter mit Regen brachten. Der Tag war wieder voller Erlebnisse, von denen hier nur die wesentlichsten erwähnt sind. Getreu dem Motto von Robert Browning: „Jede Freude ist ein Gewinn und bleibt es, auch wenn er noch so klein ist.“

Bleiben  Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger



Erstaunlicher Tauchgang

Für den ganzen 22. Mai war in der Region Regenwetter angekündigt – ganztägig. Das war die Theorie. In der wie häufig etwas anderen Praxis war der Himmel zwar bewölkt – aber die Sonne schaute immer wieder hervor. Durchwachsenes Wetter, wie man sagt. Es wurde angenehm warm.
Uns wurde vorgeschlagen, das „Ende der Welt“ zu besuchen. Erst an den Schliersee, dann zum Tegernsee. Aber nicht über die Autobahn, sondern „über die Dörfer“ – um mehr von dem Charakter dieser oberbayrischen Ansiedlungen zu erfahren.

Fährt oder geht man durch Celle, wird sichtbar, dass vieles in der Erhaltung historischer Bausubstanz dem Streben nach Attraktivität für die Touristen untergeordnet wurde – es ist für mich zu viel „schön alt“. In den oberbayrischen Dörfern, durch welche wir fuhren, steht noch die eine oder andere recht heruntergekommene Scheune oder auch ein nicht gerade schmuckes Wohnhaus – nur die meisten Wohnbauten sind nutzerfreundlich gepflegt. Der regelrecht fürsorgliche Umgang mit Holz spiegelt sich nicht nur in der regelrecht fühlbaren „genussvollen“ Verwendung als Baumaterial – die sauber gestapelten Brennholzvorräte lassen die Achtung vor dem „nachwachsenden Rohstoff“ ebenfalls sichtbar werden.
Mit der kleinen Schlierseealm-Seilbahn hochgefahren auf diese Alm mit zauberhaftem Blick auf See und Umland, erwähnte unser Begleiter, dass es im Lande den Spruch gäbe: „Ich wünsch mir `nen Biersee so groß wie der Schliersee.“ Reim dich – oder ich fress dich …
Dann fügte er dazu, dass er mit dem Bier aus Ayling, welches hier ausgeschenkt wird, nicht ganz zufrieden wäre. Daran ändere auch nichts, dass in der dortigen Brauerei-Schänke schon Putin davon getrunken habe. Für ihn müsse der Schliersee dann schon mit „Spezial“ aus der Herzoglichen Brauerei am Tegernsee gefüllt sein …
Weil unser Kleingeld eben für drei Benutzer reichte – ich war zu faul wechseln zu gehen – wurden auch nur die in die kleinen Wägelchen der eigentlichen Kinderattraktion „Zahnradbahn-Rundfahrt“ gesetzt. Unser junger Mann hatte, während ich die Szene auf Video bannte, etwas Mühe, die körperlich sehr robuste Natascha regelrecht – also auch mit Anschnallen – in ihrem Freiluftabteil unterzubringen. Jauchzend vor kindlichem Vergnügen – gut, dass diese Regung bei allen dreien noch bewahrt ist – begaben sich drei Erwachsene auf „große Fahrt“.

Weil unterdessen ein paar Regentropfen gefallen waren, hätte eine „Veranstaltung“ beinahe ausfallen müssen. Von der Alm abwärts kann man nämlich auf drei Varianten gelangen: wandernd, mit der Seilbahn und auf einer Art „Mini-Bobbahn“. Die beiden knapp über dreißig Jahre alten „jungen Leute“ entschieden sich für das letzte Abenteuer. Die Verhandlungen mit dem Aufsichtspersonal endeten mit dem Erfolg für die inzwischen drei „Abenteurer“ – es war noch ein junger Mann dazu gekommen. Natascha und ich nahmen die Seilbahn – um unten die „Raser“ zu fotografieren bzw. auf Video zu bannen. Die beiden haben also erst die Reise begonnen, nachdem sie sahen: die Kabine ist unten und wir müssten Zeit gehabt haben, sie von der Zielplattform her zu empfangen.
Nur gut, dass unser Begleiter mit lachendem Gesicht als erster die Bahn heruntergekommen war. Denn: wir warteten relativ lange auf Svetlana. Als sie – ebenfalls, aber besonders fröhlich lachend – endlich kam, erfuhren wir den Grund ihrer fast überschäumenden Fröhlichkeit: sie war aus der Bahn geworfen worden! Zum Glück konnte sie den „Schlitten“ mit herausreißen, sich danach wieder „einfädeln“ und doch auf erwartetem Wege zu uns kommen. Der junge Mann hätte bei anderer Reihenfolge vielleicht auffahren können …

Weiter nach Tegernsee.
Zum Umfeld: wie oben schon geschrieben. Angenehm für Augen und Verstand. Nicht etwa deswegen, weil ich dort alles für absolut vollendet ansehe – aber doch so, dass ich mir nicht zutraue, sachlich vernünftige Änderungsvorschläge zu machen. Dazu müsste ich hier leben.
Vom Ort selbst habe ich nicht so viel wie erwünscht erfasst. Wir bekamen ein kurze Dusche vom Himmel und beeilten uns deshalb, unter das schützende Dach des Freiluftrestaurants der Herzoglichen Brauerei zu kommen. Dort mundete das schon erwähnte helle „Spezial“ wirklich sehr gut und die Spezialität des Hauses erst recht. „Obadza mit Zwiebeln“ – ein Teller mit drei hellgelbe Kugeln eines cremig-teigig gerührten Frischkäses, auf recht eigenwillige Weise interessant gewürzt, dazu klein geschnittene rote und weiße Zwiebel. Die dazu gereichte Salzbrezel stückchenweise in die Quarkmasse tunken, fest andrücken, die haftende Masse in die Zwiebelhäufchen – ab in den Mund. Köstlich – unsere aller vier Meinung.
Sveta passierte das zweite Missgeschick am Tage: die junge eifrige Kellnerin kippte, als sie die leeren Teller von der Tischmitte nehmen wollte, das noch zu einem Drittel gefüllte Glas über Tisch und Hose. Die Situation wurde von Svetlana, mit der Tätigkeit als Servierkraft vertraut, sehr vernünftig entschärft. Sie nahm das junge Mädchen kollegial um die Schulter und sagte: „Ist doch nicht so schlimm, das ist doch menschlich.“ Die junge Frau war sichtlich erleichtert – ich stolz auf unsere Tochter. Das neue volle Glas „Spezial“ teilte sie mit mir …

Unser junger Mann machte mich auf das so genannte „Ende der Welt“ aufmerksam. Am gegenüberliegenden Ufer sieht man kein Auto. Dort fährt als einziges größeres Verkehrsmittel eine Eisenbahn. Straßen seien nur auf das Notwendigste beschränkt ausgebaut, die dahinter liegende Bergregion gehöre schon bald zu Österreich. Interessant sei dieser Bereich im Winter. Man könne deutlich die Schneegrenze ausmachen – fast wie mit einem Messer geschnitten die Trennlinie zwischen dem Grün der schneefreien Nadelbäume und den weiß gepuderten etwas höher.

Nach unserer Vesper gingen wir bei erneutem Sonnenschein ein wenig am Ufer spazieren. Dort bereitete uns ein Pärchen Kolbenenten eine Überraschung. Beide Vögel tauchten in dem sehr klaren Wasser mehrfach und sichtbar recht tief und relativ lange, um vom Seegrund Wasserpflanzen zu pflücken, die sie oben verspeisten. Er war erfolgreicher und Kavalier – gab seiner Dame nach deren Drängen etwas ab. Sie andererseits erwies sich als zänkisch. Sie „überfiel“ eine friedlich vorbeischwimmende Stockente und beide rauften miteinander. Als beide Erpel in die Nähe kamen, trennten sich die schnatternd schimpfenden Weibchen.

Auf der Rückfahrt kauften wir an einem der als „Erdbeere“ geformten und eingefärbten Kioske die frisch geernteten Beeren. Ein wenig teurer als Importe – dafür aber selbst nicht ganz ausgereifte Exemplare deutlich schmackhafter.
Wieder ein gelungener Tag.


Allerdings noch nicht am Ende. Wir hatten gemeinsam zu Abend gegessen, gingen bei ganz leicht einsetzenden Regen in unser Ferienquartier, als Natascha auf die andere Straßenseite zeigte, auf einen dort stehenden Toyota Avensis. Mit ukrainischer Nummer! Wir wechselten hinüber, als die Besitzer aus dem Lokal kamen, um einzusteigen. Meine Gute fragte bzw. begrüßte auf Ukrainisch, was leichte Verwunderung auslöste. Wir machten uns bekannt – die Insassen waren auf einer Messe in München gewesen. Die Schlussfolgerung: für das Dorf ist ein Fahrzeug aus der Ukraine eine Besonderheit – zwei gleichzeitig sind fast eine Sensation.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger



Wendelstein


Der Morgen begann damit, dass der schwarz-weiße Kater der Nachbarn vor unsere Terassentür eine tote Spitzmaus ablegte. Danach mauzte er einige Zeit, um auf sich aufmerksam zu machen. Ich hatte schon wach gelegen, stand auf, streichelte ihn lobend und warf das Mäuschen auf den Komposthaufen im Garten. Der Kater frisst diese Mäuse sehr selten - sie riechen eigenartig. Aber was vom nahen Feld oder aus dem Haus kommt und in den von ihm bewachten Garten eindringt, riskiert eben sein Leben. Der oder die sollten das wissen …

Sie haben eine schöne nahe Heimat – die Oberbayern. Wir hatten dazu Glück – ein Maitag nicht zu warm und mit guter Fernsicht. Der schon am Vorabend besprochene Plan konnte umgesetzt werden. Die Anfahrt verlief relativ lange so, als ob es die Berge nicht gäbe. Erst auf den letzten 7 - 8 Kilometern schoben sie sich gemächlich und majestätisch ins Blickfeld und unter die Räder.

An diesem Montag nur wenig Besucher – nach der Anzahl der PKW auf dem Parkplatz vor der Talstation der Seilbahn. In deren Vestibül eine übersichtliche und knappe, auf das Wesentliche beschränkte Beschreibung der erdgeschichtlichen Phase wie auch der „Besiedlungs-Geschichte“ des Wendelsteins und der Ausflugsmöglichkeiten von Talsohle bis zum Gipfel.

Was ich dort zu den möglichen „Spaziergängen“ las, verheimlichte ich meiner Natascha, nach vorsichtigem Blickkontakt mit Svetlana. Abgehärtet durch meine alltägliche Lebensweise und ebenfalls trainiert durch die Morgenspaziergänge mit unserem Hund, machte ich mir um meine Kondition keine Sorgen. Es beunruhigte mich lediglich ein wenig die Tatsache, dass ich die Körperreaktionen von uns beiden bei Marschbelastung in über 1800 m Höhe nicht so recht abschätzen konnte … Obwohl Svetlana mich mahnte, doch eine dünne Jacke anzuziehen, blieb ich störrisch wie ein alter Esel bei meinem kurzärmeligen Hemd.

Noch vor dem Einstieg in die Seilbahnkabine hatte wir zu dritt festgestellt, dass die Leistung all jener, welche dort oben Kirchlein, Wetterstation und Observatorium aufgebaut und alles andere eingerichtet hatten, nicht einfach nur „achtenswert“ genannt werden sollte. Mich erheiterte ein wenig die Tatsache, dass schon bei den ersten Bauten droben in der Höhe unsere italienischen Nachbarn entscheidenden und achtenswerten Anteil hatten – vor über 100 Jahren … Aber auch davon, dass die Zahnradbahn von vorwiegend bosnischen Arbeiter in ihre Geleise gebracht worden ist, nahm ich mit gewisser Verwunderung zur Kenntnis - wenn auch später und nicht aus den Darstellungen auf den Schaukästen (kann ich dort übersehen haben).

In einigen der Schluchten taute noch der letzte Schnee. Mit jedem Meter, den wir an Höhe gewannen, wurde die Sicht auf das entschwindende Tal und die „auftauchenden“ Gebirgsmassive zunehmend eindrucksvoller. Nur natürlich bei einem ersten Besuch in einer Bergregion und sicher bei jedem neuen immer wieder. 

Schon nach dem Aufstieg zur Plattform mit dem Kirchlein und dem Besuch der – lausig kalten – Höhle meinte Natascha, ihre Leistungsgrenze erreicht zu haben. Nach einigen Minuten Sitzen siegte aber die Neugier. Wenn da weiter oben Leute zu uns herunterschauten, sollten wir doch denen nicht unterlegen sein. Also auf in die Höhe!
Mit nur wenigen Blicken auf die wunderschöne Landschaft, dafür mit mehr Aufmerksamkeit auf den Weg unter den Füßen kamen wir auf den ersten Serpentinen zu den Vorstellungen davon, was wir noch würden zurücklegen müssen …
Erstaunlich war für mich etwas anderes. Alle Bewegungen gingen scheinbar leichter vor sich als in um 1000 m geringerer Höhe. Selbst das Atmen fiel mir zumindest leichter. Bis der Groschen fiel. Gewöhnt an den herrschenden Luftdruck in etwa 100 – 200 m Höhe, lastete hier oben eine deutlich geringere Luftsäule auf uns!
Auf der Gipfelplattform eine Gesellschaft aus vorwiegend Personen im Rentenalter. Alle in guter Stimmung. Richtig – wir leisten bei dem Aufstieg doch noch etwas … Die jüngeren Semester sicher am Arbeitsplatz – die zweite Maihälfte ist ja nicht gerade Urlaubszeit.
Beim Abstieg zur Seilbahnplattform eine Besonderheit: uns entgegen kam sehr leichtfüßig – ein passionierter Barfüßer. Während meine Mädchen ihn nur bestaunten, drückte ich ihm meine Anerkennung aus. Gefiel ihm sichtlich.
Kurz danach der nächste kleine Glücksmoment: eine wunderschön blau blühende Enzianstaude im Gestein, sehr nahe am Wanderweg.
Während wir auf die letzte Seilbahnfahrt warteten, erfrischten wir uns ein wenig. Die erstaunlich geschickt fliegenden Bergdohlen waren auch noch außerordentlich dreist. Allerdings ging Nataschas Versuch, eine von ihnen an den Füßen zu fassen, während die mir auf der Tischplatte „aus der Hand“ fraß, jämmerlich daneben.
Auf der Sinkfahrt ins Tal neben uns eine wunderschöne Hündin – eine Mischling aus Bernhardiner und einem anderen Sennenhund – hellbraun mit einigen fast unsichtbaren Flecken. Zutraulich, legte sie sich auf den Boden und wälzte sich ein wenig in Nataschas Richtung. Sofort waren deren weiße Hosen etwas befleckt – im dichten Fell des großen Tieres waren Feuchtigkeit und etwas Erde gut aufbewahrt worden.

An der Talstation für Hund und uns etwas zum Staunen: ein selbstständig herumfahrender elektrischer Rasenmäher. Die Hündin hatte für das merkwürdige „Lebewesen“ ganz besonderes Interesse – Herrchen musste sie an die Leine legen.

Das Bier vom Rastplatz machte es, dass ich erst vor der Ferienwohnung wieder wach wurde. Zum Glück war der EDEKA-Laden im Dorf gut bestückt – ich fand dort doch Hühneraugenpflaster. Die schwache Schmerzempfindung an einem Zeh hatte mir den Genuss dieses Tages nicht schmälern können.
Der Kater hatte diesmal als Geschenk eine dicke Feldmaus vor die Eingangspforte des Gartens gelegt.

Der Wendelstein ist eine Reise wert!

Abhärten lohnt sich auch. Trotz Kälte und sogar regelrechtem Zittern in der so genannten „Frostfalle“ der Wendelsteinhöhle (geprägt von riesigen Schneemassen, die durch den natürlichen unbegehbaren Eingang eingedrungen sind und sich unterhalb angesammelt haben), habe ich bei mir am Morgen danach keine Anzeichen von Erkältung festgestellt.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger


Bekanntschaften...


Der Geburtstags-Abend war dadurch etwas belastet, dass das Spiel „Bayern München“ gegen „Chelsea“ ab 20.30 Uhr die Aufmerksamkeit der meisten Männer und nicht gerade weniger Frauen auf sich zog.  Es war ein „Fernsehbereich“ eingerichtet worden, aus dem die relativ verhaltenen Emotionen zu uns Nichtfans herüberklangen.

Mir gegenüber saß eine Frau in Nataschas Alter, schlank, mit erstaunlich hübschen Händen. Sie lobte nicht nur die ukrainischen Spezialitäten,  welche sie mit gutem Appetit verzehrte und welche am Vorabend bis weit nach Mitternacht hinein zubereitet worden waren, sondern fragte auch angenehm unaufdringlich nach unserem Leben in der für sie bisher relativ unbekannten Ukraine.

Weil mich ihre eigenwillige, zielstrebige und doch sanfte Art im Umgang so faszinierte, kamen wir durch meine direkte Frage nach ihrem Beruf auch auf den Bereich, in dem sie schon seit 18 Jahren tätig ist – auf die Altenpflege.
So ganz nebenbei erfuhr ich, dass sie eine gelernte Bankkauffrau ist. Unbefriedigt von ihrer einstigen Arbeit, hatte sie sich entschlossen, etwas Neues zu wagen. Zu meiner Verwunderung erfuhr ich auch, dass sie damit eine Familientradition unterbrochen hatte …

Bei einem ihrer gut formulierten Sätze horchte ich auf. Sie sprach davon, dass diese Arbeit nicht selten auch mit der „Sterbebegleitung“ verbunden ist. Hatte ich doch eben an jenem Morgen den Blog meines Freundes Detlef Schwuchow besucht, auf dem er aus gegebenem Anlass dieses Problem und seine Sicht darauf in einem Post veröffentlicht hatte.   http://detlef-schwuchow.blogspot.de/ und darin "Meine Sicht der Sterbebegleitung als Lebenshilfe". 

Ich wurde von ihrer Argumentation regelrecht gefesselt. Ein sehr prägnantes Beispiel: wenn der diese Welt verlassende Mensch einmal verweigert gewaschen zu werden, habe man diesen Wunsch zu respektieren. Das ginge natürlich nicht bis ins Extrem – aber schon eine einzige solche Ausnahme würde von dem Sterbenden bei vollem Bewusstsein auch positiv gewürdigt.

Regina gab mir mit ihren relativ kurzen, aber sehr überzeugenden  Einblicken in ihr Berufsleben, dass für mich bei ihr auch wie „Berufung“ zu sehen ist, ein weiteres Argument, um Detlefs Post kommentierend zu ergänzen. Denn selbst für einen engagierten Altenpfleger wie Regina ist der Mensch in der Übergangsphase „Sterben“ nicht automatisch ein familiär Nahestehender. Sie betreut ihre Schutzbefohlenen mit der ihr – anzumerkenden – humanistischen Ansicht „Liebe deinen Nächsten“ und der Ehrfurcht vor dem Leben und dessen letzter Phase.

Unsere Unterhaltung hatte dabei absolut keinen traurigen Unterton. Wir sprachen miteinander wie zwei Verbündete, die sich darüber austauschten, wie diese Welt durch unsere Aktivität ein wenig mehr an menschlicher Wärme zurückgewinnen könne … Auch und gerade dann, wenn sie so sehr gebraucht wird …

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger



Trotz alledem!

Wenn wir die schriftliche Entscheidung der Visastelle bei der deutschen Botschaft in Kiew in den Händen haben, werde ich die hier kommentieren. Vorher nur so viel, dass wir mit Ehefrau Natascha zu zweit nach Deutschland gefahren sind. Stiefsohn Pavel (auf ukrainisch im Pass Pavlo) hatte kein Visum bekommen. Wir hatten fest mit ihm als ein Fahrer gerechnet. Das vor allem, weil er schon fünf Mal mit uns gemeinsam in der Ländern der Schengener Zone gewesen war - vor allem in Deutschland.

Wir fuhren zu zweit. Trotz alledem - auch wenn das einmal in anderem Zusammenhang eine sehr beachtenswerte Bemerkung war, die ich hier benutzte.

Die Reise führte am 17. Mai 2012 über die endlich wieder frei befahrbare Strasse Kiew-Warschau. Sie hat in den letzten beiden Jahren sehr ordentlichen Straßenbelag bekommen und ist "schneller" als andere Wege, weil Orte umfahren werden können. Allerdings deutet sich auch an, dass der DDR-Schlager "Bitte warte auf mich, im komme wieder" hier bezüglich der Schlaglochbildung immer noch seine Berechtigung hat ...

An der ukrainisch-polnischen Grenze ein verwunderliches Ereignis: kein Stau! Wir konnten direkt bin an den "Einlassposten" in die Grenzzone heranfahren und passieren. Auch die Abfertigung in ihr war dieses Mal recht reibungslos.
Auf polnischer Seite die Kontrollen recht "großzügig", etwas anders als gewohnt. Aber sicher kennen die Beamten der Zollkontrolle ihre Pappenheimer schon recht gut - was den Unverdächtigen zu Gute kommt ... Allerdings an der Ausfahrt hier Stau - weil eine niedliche Polin in ihrem Glashaus die Nummern der ausfahrenden Fahrzeuge in den Computer tippte. Für die Ungeduldigen unter uns eine kleine Tortur ...

Gegen 21.30 Uhr vor Piotrkow Tribunalski ein sehr ansprechendes Motel - für 80 Zloty oder 18,80 Euro ein sehr sauberes Zimmer mit abgeteilter Dusche und Waschecke.

Bei der Ausfahrt vom letzten polnischen Tank- und Parkplatz ein verärgerter Polizist, der uns hätte kontrollieren sollen, aber irgendwie unsere Fahrzeugnummer zu spät als ukrainische erkannte.
Auf deutscher Seite vor der Autobahnabfahrt Bautzen plötzlich hinter uns ein Polizeifahrzeug, das uns kurz vor jener überholte und "Bitte folgen!" einschaltete. Wir mussten auf einen Parkplatz am Stausee folgen, wo eine Kontrolle unserer Dokumente erfolgte.
Ich habe leider immer eine "große Klappe" und habe die Herren darauf aufmerksam gemacht, dass ich vor mehr als 25 Jahren im Stausee mit 11,3 kg einen recht guten Hecht geangelt hatte. Die Frage nach meiner Vergangenheit: ich hatte dort etwa 12 Jahre meiner Dienstzeit verbracht.

Gegen 21 Uhr waren wir vor Ort. Zu allem dem später.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger






Was davon ist wahr?

Es heißt so schön - nach meiner Meinung aber falsch - dass Kinder und Betrunkene die Wahrheit sagen.
Kommen wir als erstes zu den recht unverdächtig geradlinigen Kindern.
Nur: vor dem Beurteilen sollten wir uns  vielleicht erst einmal darüber verständigen, was "Wahrheit" ist oder sein soll - einverstanden? Um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen ...

In „Wikipedia“ fand ich 8 verschiedene „Wahrheitstheorien“. Also gibt es folglich mindestens acht „Wahrheiten“? Welche sprechen Kinder und Betrunkene denn nun aus?
Dieses wissenschaftlich achtbare Herangehen hat für uns, die „Normalverbraucher“, nach meiner Meinung recht wenig praktischen Sinn. Wir brauchen einen Begriff für die „Alltagswahrheit“.

Der könnte so zu lesen sein:
„Wahrheit hat die Bedeutung von Übereinstimmung mit der Wirklichkeit, mit Tatsachen, Sachverhalten und als richtig bewiesenen normativen Auffassungen sowie auf denen beruhenden eigenen Erkenntnissen, Erfahrungen und Überzeugungen.“

Wahrheit hat also wie vieles im menschlichen Miteinander viele Facetten.
Als Beispiel hier der berühmte Satz von Alfred Tarski: „ ‚Es schneit‘ ist eine wahre Aussage dann und nur dann, wenn es schneit.“ Die Basis dieser Wahrheit: ein real zu beobachtender Vorgang.
Dazu ein nicht minder bekannter Satz, der auf eigenen Erkenntnissen, Erfahrungen und Überzeugungen des berühmten Autors beruht – Johann Wolfgang von Goethe: „Wahrheit sage ich euch, Wahrheit und immer nur Wahrheit. Meine Wahrheit – ist mir doch keine andere bekannt.“

Mir scheint auch wichtig zu bezeichnen, was „Unwahrheit“ ist – die Falschheit als unsachgemäße Darstellung, die Lüge als beabsichtigte Verfälschung und der Irrtum als fälschliches für-wahr- halten  von Aussagen und Ergebnissen.

Wenn Sie bei dieser meiner Auffassung vom Wahrheitsbegriff im nun kommendem Text mitgehen wollen, lesen Sie bitte weiter. Wenn nicht – bitte bei „Wikipedia“ nachgraben …

Mir passt am besten in mein persönliches Konzept der Johann Wolfgang:
auch wenn  seine Variante Kinder und Betrunkene deren eigene Wahrheit auszusprechen erlaubt.

Die Kindlein sagen offen, was sie denken, treffen ab und an peinliche oder spaßige Wahrheiten. Allerdings nur, weil ihre Meinung nicht durch Lebenserfahrung gedeckt ist.
Die Betrunkenen äußern sich, durch den Alkohol der Selbstzensur entzogen, auch offener als üblich. Nicht immer zum eigenen Vorteil, selten sachlich richtig. Diese "offenere Meinung" wird - als "Wahrheit" hochstilisiert. Das finde ich jedoch zweifelhaft. 

Wahrheit ist für mich ein Wertbegriff.  

Den mag ich mir nicht durch Unerfahrene und fast Unzurechnungsfähige zerstören lassen. 

Zum Umgang mit "meiner" Wahrheit - die ich lieber als "meine Meinung" bezeichne. Wenn sie sachliche Positionen betrifft, sage ich sie ohne Rücksicht auf mein Gegenüber.
Aber mir würde nie einfallen, unserem todkranken Freund, der schuldhaft und qualvoll in den nächsten Tagen wegen seines langjährigen Rauchens an Kehlkopfkrebs sterben wird, anlässlich eines Besuches zu sagen: "Nun wollen wir aber Abschied für immer nehmen." Ich werde diese Wahrheit einfach nicht aussprechen - damit wird sie aber nicht zur Lüge! 

Zwischen diesen beiden extremen Positionen gibt es so viele Abtönungen, dass sich für jede Situation eine passende Variante der "wahren eigenen Meinung" finden lässt.
Mir scheint wesentlich, nicht zu lügen.
Fehler machen wir alle, sachlich nicht passende Schilderungen sind deswegen zwar nicht wahr, aber nur ein Mangel an Erkenntnissen und Erfahrungen.

Deswegen bin ich auch bereit, meine Meinung bei besseren Argumenten zu ändern.

Denn ich besitze nur meine Wahrheit - aber nicht die einzig gültige.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger



Geschäft Muttertag?

Allerdings nicht für mich. 
Seit Jahrzehnten meine persönliche Zeremonie: jeder Morgen Muttertag. Ein Fingerkuss auf das Bild meiner lieben Mutti, eine liebevoll lächelnde Frau mittleren Alters in der Tracht einer Krankenschwester. Unerwartet plötzlich verstorben vor rund 40 Jahren ...


Die Überschrift zu diesem Post fand ich heute früh im Internet - ich habe sie etwas verkürzt. Aber doch genutzt. Sie drückt immerhin eine Haltung aus - eine Meinung.                                       
Die Idee zu einem Tag, an dem sich Mütter zu sie bewegenden aktuellen Fragen austauschen konnten, kommt ja aus den USA. Schon 1865 versuchte Anna Maria Reeves Jarvis die Bewegung "Freundschaftstag der Mütter" (Mothers Friendships Day) zu gründen.  
1870 rief Julia Ward Howe die Mütter-Friedenstag-Iniative "Frieden und Mutterschaft" (peace and motherhood) ins Leben. Ihr Ziel: keine Kinder für den Krieg opfern.


Der heutige Muttertag ist dann endlich doch durch die weiter oben genannte beharrliche Mehodistin Anna Maria Jarvis eingeführt worden. Weil am zweiten Monat im Mai 1905 ihre geliebte Mutter verstarb, führte Anna am 12. Mai 1907 das erste "Meeting zu Mutters Gedächtnis" durch (Memorial Mothers Day Meeting). Ein Jahr später wurde das am zweiten Maisonntag wiederholt - allerdings mit dem Zusatz, dass die Andacht allen Müttern gewidmet sei. Deshalb ließ sie auch - als Ausdruck der Liebe zu ihrer Mutter - vor der Kirche an andere Mütter 500 weiße Nelken verteilen ...
Daraus hat die Geschäftswelt auch gleich die Idee mit den Blumen bekommen ...


Ihre intensiven Bemühungen für einen offiziellen Feiertag zu Ehren der Mütter - sie wendete sich mit Briefen an Frauenvereine, Geistliche, Politiker und Geschäftsleute - gaben der Bewegung Schwung. Schon 1912 führten ihn die Methodisten in West Virginia ein. Also ist heute der 100. Muttertag, der begangen wird.
Am 8. Mai 1914 erließ der Kongress der USA die entsprechende gesetzliche Verfügung - so begann sich der Muttertag auf der Welt zu verbreiten. Zuerst England, die Schweiz 1917, Norwegen und Finnland 1918, Schweden 1919, dann 1923 Deutschland und 1924 Österreich waren jene nacheinander folgenden Länder, welche den Feiertag zu Ehren aller Mütter übernahmen.


Ein Paradox und doch eine aufrechte Haltung der Anna Maria Jarvis: mit Verbreitung dieses Feiertages ging das Hand in Hand, was die Überschrift des Post`s meint - seine zunehmende Kommerzialisierung. 
Vom Sinn wird nur noch selten gesprochen - von Geschenken und Blumen ist die Rede - nicht vom Ansatz, sondern vom Umsatz ...  Wie Ostern, Weihnachten, Vatertag ...
Anna Maria wandte sich von der Bewegung ab, bereute, sie begründet zu haben - ihr Kampf um die Abschaffung dieser Art von "Ehrung" blieb jedoch erfolglos.


Die Anna Maria Jarvis achte ich wegen ihres Für, besonders aber wegen ihres Wider. Vor allem auch, weil ich nicht gegen die Ehrung der Mütter bin - darunter auch meiner Mutti - sondern weil die vielen unter aus unterschiedlichen Gründen kinderlos gebliebenen Frauen, die wie eine meiner Töchter regelrechte "Muttertypen" sind, von der Ehrung ausgeschlossen sind. 
Dafür wird sie - offiziell - auch "Rabenmüttern" zuteil, die sich gegen ihre Kinder regelrecht vergehen. 
Das beginnt beim Aussetzen von Säuglingen und geht bis zum Kindesmord. 


Der größte Schaden für uns alle ist nach meiner Auffassung: Liebesentzug! Schauen Sie doch einmal unter gutefrage.net nach. Bestürzend die Hilferufe von Kinderseelen in Hinsicht auf das Verhältnis zur eigenen Mutter!


Wie recht hat Pearl S. Buck: 
Kinder, die man nicht liebt, werden Erwachsene, die nicht lieben.


Bleiben Sie recht gesund!


Ihr


Siegfried Newiger












Alltag wie immer ...

Am Morgen des 8. Mai in Moskau das Abschiedsessen mit meinen Freunden. Die Lehrerin Maria Iwanowna aus St. Petersburg, 55 Jahre im Schuldienst, erzählte so ganz beiläufig, wie eine recht bejahrte Frau, mit der Freunde das Feuerwerk zum "Tag des Sieges" im Vorjahr anschauen wollten, nach den ersten Böllern weinend bat, sie nach Hause zu bringen. "Das ist der Krieg!" - waren ihre Worte. Nachkriegstrauma derjenigen, welche die Blockade mit Hunger überlebt hatte ...

Zurück aus Moskau, am Flughafen Kiew-Borispol, nach Einschalten des Handys die nervöse Stimme meiner Natascha:"Das Auto ist kaputt, die Gangschaltung. Du musst versuchen, irgendwie heimzukommen."
Draußen regnete es in Strömen. Also im Laufschritt zum Shuttle-Bus, eben noch vor der Abfahrt erreicht. Aber dafür gut durchfeuchtet.

Am Hauptbahnhof schon etwas weniger Regen, dafür der Anmarschweg zum Linienbus viel weiter. Auch hier wieder Glück. Der eben abfahrende volle wurde sofort durch einen leeren ersetzt, in dem ich genau "meinen" Platz erobern konnte, wo ich meine langen Beine weit wegstrecken durfte.

Vom Buss holte mich Stiefsohn Pavel ab - mit Hund. Kai hat wohl nur meinen Duft am lange besetzten Seitenplatz wahrgenommen - er schoss regelrecht in den Kleinbus. Wir mussten lachen und ihn rasch herausholen - die Leute hinter mir wollten auch aussteigen ... Die Begrüßung durch den Jagdspaniel stürmisch wie immer.

Am nächsten Tag unser gewohnter Spaziergang. Aus den grünen Speeren unter der Wasseroberfläche waren Seerosenblätter geworden. Etwas Hartes stieß gegen meine Stirn, fiel herunter. Der erste Maikäfer!

Dann kam uns ein blendend weißer Hund entgegen, den wir auf unserem Wege noch nie gesehen haben. Geführt von einer netten jungen Frau. Befragt nach der Rasse, erfuhr ich, dass das ein 8 Monate junger Samojede ist. Für sein Alter extrem gut entwickelt, hoch und breit und dazu strahlend weiß sowie auch sehr friedfertig. Eine wahre Hundeschönheit.

Daheim an den Laptop, die "Schulden" aufarbeiten. denn obwohl das Hotel in Samara Spitze gewesen war -  die Internet-Anbindung sagenhaft schwach.

In einem aufgerufenen Blog das wunderschönste Zitat seit langer Zeit - leider ohne Angabe des Autors:


                  Das Leben schreibt die interessantesten Geschichten, 
                  und die Liebe hat dafür die schönste Handschrift!



Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger



Meine Bombe ...

Wenn jemand in Gegenden kommt, die nur bescheidene Internet- Anbindungen haben, ist Bloggen nicht so leicht.
Am 04.05. schwebte unser Flugzeug gegen 01.30 Uhr auf dem Flughafen ein, der zwischen Samara und Togliatti in Russland liegt. Dorthin hatte mich ein deutscher Unternehmer gebeten - als Dolmetscher mit Gespür für die slawische Mentalität. Allerdings kam ich auf kürzestem Wege von Kiew nur mit dieser "Nachtflug-Verbindung" günstig vor Ort. Das gastgebende Unternehmen hatte Abholung versprochen.
Weil wir Ausländer das Immigrationsformular ausfüllen mussten, kamen wir automatisch unter die letzten Reisenden, die bei den Grenzbeamten vorsprachen.
An der Passkontrolle ein "Stop" durch die junge Frau in Uniform. Obwohl ich mit meinem Jahresvisum schon mehrfach in Russland gewesen war, gefiel ihr an ihm irgendetwas nicht. Sie telefonierte - es erschien ein junger Mann in Zivil. Anscheinend von einer übergeordneten "Security". Er begann ohne Umschweife Fragen zu stellen. Wann ich das letzte Mal in Russland gewesen sei? Ich bat, in den Pass zu sehen, auf den entsprechenden Stempel - um nichts Falsches auszusagen. Wohin ich denn wolle?
Meine Antwort, dass ich das nicht wisse, gefiel ihm nicht. Ich ergänzte, dass mir von der Firma Abholung zugesagt sei - das beruhigte ihn. Das Angebot, meinen Laptop anzuschalten, die Firmenadresse herbeizuholen - er schlug es aus.
Die Grenzbeamtin hatte meinen Pass genommen und war irgendwohin verschwunden. Wir unterhielten uns mit dem zunehmend ruhiger werdenden jungen Mann relativ ungezwungen, als die Flugzeugbesatzung auftauchte und durch "ihren" Kontrollpunkt das Gebäude verließ.
Nach etwa 20 Minuten kam die Beamtin wieder, kommentierte nicht, was am Visum ungewöhnlich sei und wünschte guten Aufenthalt.
Am Ausgang zwei Taxifahrer. Wohin ich wolle? " In die Stadt! Nach Samara oder Togliatti? Erstmals bekam ich die Information, dass der Flugplatz direkt "zwischen die Städte" gelegt worden war, um beide zu bedienen.
Als ich sagte, ich wolle nach Samara, hätte aber keine Ahnung in welches Hotel, wurde mir zugesichert, für mich etwas Gutes zu finden ...
Da bat ich um ein Handy - mein "persönlicher Fahrer " konnte noch nicht weit sein. Ich rief die aufgeschriebene Nummer an - er war vor den Haupteingang gegangen, weil er mich nicht erkannt zu haben glaubte und dort suchte.
Der Einkauf eines einfachen "Gästechips" für mein Handy gestaltete sich am nächsten Tag zu einer Tragikomödie. Ohne die bestätigte Anmeldung bei meinem Hotel ging von vornherein nichts. Also zurück laufen und die "Registrierung" mit Stempel und Unterschrift bestätigen lassen ...
Das auszufüllende Formular musste auch die Angaben zu meinem Geburtsort enthalten. Ich versetzte die junge Verkäuferin in Schrecken mit der Frage, ob sie das ostpreußische "Preußisch-Eylau" oder das russische "Bagrationowsk" vermerkt haben wolle. Wie so etwas möglich sei? Unkenntnis der Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges ... Der ganze Vorgang einschließlich des doppelten Weges nahm etwa eineinhalb Stunden in Anspruch ...
Eines der winzigsten Probleme für die "Investitionsbedingungen", über welche sowohl der russische Präsident als auch der Premierminister ständig kritisch reden ...
Das Hotel fast am Wolgaufer war sehr gut, die Verhandlungen optimistisch stimmend. Dann der Heimflug ... Wir flogen beide über Moskau zurück - der Unternehmer nach Deutschland, ich heim nach Kiew. Das war am 06. März - einen Tag vor Inauguration des neu gewählten Präsidenten. Bei der Gepäckkontrolle für mich ein "Stop!". "Bitte den Koffer öffnen. Sie haben metallische Gegenstände darin!"
Für einen potentiellen Kunden bei Moskau hatte ich einige Muster eingepackt, welche außer Masse keinen besonderen Wert darstellten. Aber ein Flug nach Moskau mit unbekannter Materie und einem in jener herumkollernden Kleinteil - das wollen wir so doch nicht durchlassen ... Sie ließen uns dann aber doch durch. Denn "meine Bombe" war offensichtlich keine.
Inauguration gerettet!

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger









Wenn ein Schwan stirbt ...

...schweigen die Tiere" - so sang die Gruppe "Karat".


Wer singt etwas darüber "Wenn ein Mensch stirbt..."?


Der einzige, der nach meinem bescheidenen Wissen dieses Thema poetisch angepackt hat, war der dänische Dichter Martin Andersen-Nexö. In meiner Erinnerung klingen seine Worte so: "Immer, wenn ein Mensch geboren wird, erscheint am Himmel ein neuer Stern. Der leuchtet sein Leben lang. Stirbt dieser Mensch, dann verlischt sein Stern am Firmament."


Vor drei Tagen waren wir am Krankenbett eines guten Bekannten. Ein starker Raucher, hatte er die Beschwerden im Hals als den so genannten "Raucherhusten" abgetan. Als er sich endlich an die Fachärzte wandte, war es zu spät. Kehlkopfkrebs.


Wenn unter gutefrage.net ein 13-jähriger fragt, ab wann Rauchen empfehlenswert ist - da möchte ich mit dem amerikanische Schauspieler Yul Brynner antworten, der an Zigarettenreklame Unsummen verdient hat und kurz vor seinem Tode - gestorben an Lungenkrebs - sagte: "Mein letzter Rat – lasst das Rauchen!" 


Aber das wirkt wie alle Worte wenig. Diese jungen Menschen möchte ich an ein solches "Totenbett" führen können - wo sie die Qualen sehen für die angebliche Freude am Laster "Rauchen", das Leid des vorzeitig Sterbenden und auch das  seiner Angehörigen ... 


P., sich auf seinem Sterbebett vor Schmerzen windend, weil die Metastasen schon den gesamten Körper erfasst haben, verstand, dass wir wie Freunde gekommen waren, um Abschied zu nehmen. Er weinte - vor Schmerzen und in Erwartung des zu frühen Unabänderlichen ...


Das Leben der Anderen, der Vernünftigeren, geht weiter. In unsrer Nähe ist ein Lyzeum. Als wir mit dem Hund heute zum Abendspaziergang an ihm vorbeischlenderten, sah ich etwas ungewohnt elegantes. Wegen der Wärme im Inneren war ein Tanzzirkel auf den Hof gegangen. Zu in der Öffentlichkeit ungewohnter Walzermusik bewegten sich schlanke Mädchen und Jungen mit der Grazie begeisterter Tänzer auf - Schotter! Der Unterschied könnte nicht krasser sein! Zu dem Tanz gehört unbedingt Parkett! Und lange Kleider für die Damen! Aber hier Körperbeherrschung in Jeans und unter widrigen Bedingungen - nur an frischer Luft!


Ich kann nicht ausschließen, dass auch unter den TänzerInnen RaucherInnen sind. Allerdings sind "Tanzsportler" gewöhnlich damit vertraut, dass die Zigarette Leistung nur scheinbar fördert! Wie auch immer: Leben und Tod sind die beiden unveräußerlichen Bestandteile menschlicher Existenz. 


Es lebe das Leben!


Bleiben Sie recht gesund!


Ihr


Siegfried Newiger