4 Mädchen ...


Weil gestern nachmittags, eben, als ich den Post in den Blog einfügen wollte, etwas mit der Energieversorgung im Hause passierte, musste ich das lassen – und dann kamen auch noch Gäste. Das passiert hier in der Ukraine unangemeldet und ist nach der Gewöhnung daran etwas Angenehmes. Alles Geschilderte auf dieser Seite passierte also schon einen Tag früher. Allerdings bin ich zum Ausbessern zu faul… nein, Sie haben ein Recht auf Genauigkeit.

            Vorgestern war das Wetter nach meiner Muttersprache „durchwachsen“ – bewölkt mit Aufheiterungen, hin und wieder eine kleine Dusche von ganz oben. Wir liefen mit dem Hund am Fuß eines kleinen Abhangs entlang – eine abschüssige Lichtung. Unter einem Baum saß eine junge Frau auf einer Decke. Ich zeigte dem Hund seine Marschrichtung, er befolgte den Wink. Ich sah mir die Sitzende einen Augenblick genauer an. Sie hatte uns nicht hören können, denn ich war barfuß. In einem eigenwillig gefärbten und geschnittenen Kleid, auf dem Kopf so etwas wie eine mittelasiatische Tubeteijka, saß sie mit geschlossenen Augen im leichten Regen. Eindeutig meditierend. Ich ging weiter. Tiefer als bis auf die Haut kommt sowieso keiner der Tropfen von oben. Nach einer kleinen Weile hörte das Nieseln auf, ein paar Sonnenstrahlen lugten durch die dünne Wolkendecke. Der vorweg nach Hause laufende Hund hatte die Meditierende gewittert und wollte zu ihr – ich konnte das mit einem leisen Pfiff unterbinden.

            Weiter auf dem Heimweg kam uns eine Joggerin entgegen gelaufen, schlank und hübsch. Allerdings auch weltfern. Denn in den Ohren steckten die Stöpsel des CD-Players. Also Musik, die auch daheim zu haben ist, an Stelle lebendiger Geräusche aus Wald und Feld.  Werden wir uns auch bald Stöpsel in die Nase tun, um die Natur nicht riechen zu müssen? Ein wenig deprimierend schon …

            Gestern dafür eine Überraschung nach der anderen. Das Wetter wie die letzten Tage vor dem großen Regen – klar und warm schon am Morgen.
            Als wir etwa 3 km – ich raschen Schrittes zum Schwitzen – hinter uns hatten, ertönte aus einer buschbestandenen kleinen Freifläche das Knurren eines großen Hundes. Ich rief meinen Kai zu mir, damit der sich nicht neugierig dorthin begab. Nur: das war ein halbnackter junger Mann in einem offenen Doppelzelt, der noch nicht ausgeschlafen hatte. Seine ebenfalls noch schlafende, freigestrampelte Partnerin zeigte Top-Toples --)). Nach kurzem Blick auf die hübsche „Hügellandschaft“ zogen wir weiter.
            Uns überholte auf dem Fahrrad eine junge Frau, die ich kenne. Wir grüßten einander. Hinter ihr lief ein kräftiger schwarzer Alabai-Rüde. Die Familie züchtet diese meine Lieblingshunde. Der Hund war seiner selbst sicher, den relativ zu ihm kleinen Jagdspaniel beachtete er einfach nicht. Kai war auch erfahren genug, sich nicht auf den Riesen zuzubewegen.
            Nach etwa 5 Minuten waren wir an unserer Bucht, ich zog mich nackt aus und wir gingen schwimmen. Eine Viertelstunde später marschierte ich, die Kleidungsstücke gebündelt, zum Trocknen nackt den Feldweg entlang. Durch eine Lücke in den Akazienzweigen erblickte ich plötzlich den schwarzen Alabai und etwas dahinter die junge Frau im Evaskostüm. Sie konnte ja meine Angewohnheit nicht kennen und hatte sich an eigentlich recht uneinsehbarer Stelle ebenfalls ein Bad gegönnt. Ein unvergesslicher Anblick – den ich bescheiden nur kurz genoss. Bin doch kein Spanner!

            Beim Abendspaziergang dann noch eine neugierige Mädchengruppe. Als wir auf dem Hinweg an ihnen vorbeigingen, kicherten sie, ohne dass ich den Grund erfasste. Auf dem Rückweg die Frage: „Opa, hallo Opa.“ Da niemand passenden Alters in der Nähe war, konnte nur ich gemeint sein. Also: „Guten Abend, ihr Kleinen. Wessen Opa bin ich denn?“ Die Pfiffigste antworte: „Sie könnten meiner sein.“ „Einverstanden. Was gibt es denn?“ Erwartet hatte ich die Frage nach dem Namen des Hundes oder seiner Rasse. Aber eine relativ ruhig aussehende Blondine fragte: „Sagen sie bitte, wer von uns recht hat. Tragen sie die Damenstrumpfhosen, um schönere Beine zu haben oder aus medizinischen Gründen?“ Da war ich einen Augenblick sprachlos. Dann: „Die krummen Beine sind damit nicht gerade zu biegen – einverstanden.“ Ich zog ein wenig das Gewebe auseinander, sehr schwer. „Das sind Elastikhosen, welche mich vor Thrombophlebitis bewahren, also mein Leben retten.“ Sie waren einen Augenblick sehr ernst, bis eine rief: „Da habe ich recht gehabt!“ Im Chor: „Danke“ Auf Wiedersehen!“
Kleines, angenehmes Erlebnis der anderen Art. Zum stillen Freuen.

            Heute in der Morgenfrühe sah ich einen Angler, der für seine nicht selten eigenartigen Antworten bekannt ist. Er saß mit dem Rücken zu mir und aß etwas. Ich rief: „Guten Morgen und guten Appetit!“ Er drehte sich zu mir um und sagte, ohne mit der Wimper zu zucken: „Die heiße Bockwurst habe ich soeben gefangen. War sogar Senf drauf.“ Wir lachten beide herzlich.

            So sehen – wenn auch nicht jeden Tag – meine „Guten Morgen!“ aus.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger



Flugangst ...


Dieser Post vom 09. April dieses Jahres ist kopiert aus dem Blog „Reich-weil-gesund“, den ich einstelle. Aber mit den Urlaubsflügen steigen die Fragen unter gutefrage.net an. Also ist er hier.

Horror Amerika Rückflug TIPPS

Im moment ist noch Ferien zeit und morgen abend geht es für mich zurück aus Amerika, nach Deutschland. das problem ist nur.. mir graut es total davor. Wir müssen erst ziemlich früh los fahren, haben dann stunden aufenthalt, dann 8 stunden flug anschließen 7 stunden aufenthalt, weils so schön ist nochmal 2 stunden flug und zu guter letzt nochmal 3 stunden Autofahrt.
Ich habe Flugangst und nach einem Vorfall auf dem Hinflug hatte ich mir schon geschworen nie wieder in ein Flugzeug zu steigen. Ich weiß einfach nicht wie ich das überstehen soll.. habt ihr irgendwelche tipps um es einwenig schöner zu gestalten? Das wäre sehr nett.

Guten Morgen Nyan,
aus deinem Nicknamen geht leider nicht hervor, ob du Mädchen oder Junge bist.
Jede Angst ist so eine eigenartige Erscheinung. Die kommt aus dem Bauch - den kann man nicht abstellen - richtig? Das beginnt bei der Angst vor Mäusen. Aber es gibt keine Berichte darüber, dass je eine Maus einen lebendigen Menschen gefressen hätte - oder? Als vor drei Wochen eine Fledermaus über unseren Balkon nachts in das Zimmer flog und Hund wie auch Kater die verfolgten, wachte meine Frau auf, machte Licht und fing an zu zetern. Ich sagte ihr, dass es keine Beiträge in Presse oder Internet gibt, dass solch rundliche Frauen auf der Speisekarte der kleinen Nachträuber stehen. Da war die Angst gleich weg und ich bekam einiges zu hören ...--)) Was sie von Männern hält, die ihre Frauen in gefährlicher Situation (???) veralbern. Sie war abgelenkt - die Fledermaus vergessen ...
Weil ich selbst in drei lebensgefährlichen Situationen in der Luft dabei war und heute immerhin schon 75 Jahre bin, hoffe ich darauf, dass du mir ein wenig vertraust. Ja, Flugzeuge stürzen ab. Das soll hier nicht weggeredet werden.
Nur die Berichte dazu in Massenmedien sind sehr aufgebauscht - eins der ältesten Prinzipien der Berichterstattung, auch auf dich als Käufer gezielt.
Denn bei vielen Journalisten und Redakteuren heißt es: "Je schlechter die Nachricht (je schlimmer die Situation geschildert wird), umso besser für den Verkauf."
Wo liest du so etwas wie:"Am heutigen Tag sind wieder 3781 Flugzeuge mit zusammen 516 793 Personen unbeschadet auf ihren Zielflugplätzen gelandet." (Zahlen von mir ausgedacht). Solche "positiven Nachrichten" könnten jeden Tag veröffentlicht werden - auch ein Mittel gegen Flugangst - oder? Nur: wer kauft dann die Zeitungen, sieht und hört die Sendungen? Keine Sensationen, keine Toten? Dann nehmen wir eine andere Zeitung ... ist doch so - richtig?
Nun zu den Tatsachen. Die sind wissenschaftlich exakt ermittelt. Deine persönliche Chance, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben zu kommen, beträgt etwa 1 (eine) von 3.000.000 (3 Millionen). Schon auf der Fahrt mit dem Taxi zum Flughafen sind deine Chancen für einen lebensbedrohenden Unfall viel größer. Da ist die Wahrscheinlichkeit rund 430 Mal so groß als beim Fliegen!
Tausend mal größer statt beim Autofahren umzukommen, ist die Gefahr in eigener Küche oder im Restaurant - die Wahrscheinlichkeit, an einer Lebensmittelvergiftung zu sterben beträgt 1:7 ....
Wenn du nicht auf deine Gesundheit achtest, ist dein Krebsrisiko mit Todesfolge bei 1:3 - also immerhin 1 Million Mal größer als beim Fliegen!
Wenn du schon Raucher bist und dir, um diese Nachrichten zu verdauen, erst einmal eine Zigarette anzündest - dann wirst du 1,5 Millionen Mal wahrscheinlicher an Folgen des Rauchens sterben als bei einem Flugzeugabsturz.
Deine und deiner "Mit-Angsthasen" Überlegungen sind doch etwa so: "Da fällt man von hoch oben runter und ist so schnell tot."
Wer denkt denn so: "Mit der Lulle bringe ich mich ganz sicher um – dafür aber schön langsam."
Mach im Kopf einmal richtig sauber und nimm dir etwas Ordentliches zum Lesen mit! Obwohl du nun weißt, dass Fliegen die sicherste Transportart ist - nimm dir etwas zum Ablenken mit (denke an meine abgelenkte Frau). Einen guten Krimi oder etwas, das du spannend oder imteressant findest.
Bleib recht gesund und lass nach der Heimkunft von dir hören!
Siegfried


 Was hat denn nun Gesundheit mit diesem obigem Post zu tun?

Liebe Erwachsene - wie kann jeder von uns dafür sorgen, dass sich das Denken von uns selbst, unseren Kindern, Enkeln, Freunden, Nachbarn nicht auf etwas sehr Unwahrscheinliches konzentriert, sondern auf das sicher zu Erwartende? Auf die vorbeugende Sorge um eine sich mit der Lebenszeit nicht allein bessernde Gesundheit?

Wenn auf "gutefrage.net" ein 13-jähriger eine Frage zum Rauchen stellt und verrät, dass er zur Zeit erst 5-7 Zigaretten täglich raucht - was dann?

Eine Zigarette wiegt 1 Gramm (etwa). 7 x 365 Tage - das sind etwa 2,5 kg Tabak, dessen Rauch und Ascheteilchen jährlich auf die Lunge des Kindes losgelassen werden...

Nur: bis hierher hört der Arme nicht einmal zu ...

Frage: selbst wenn - ob er das begreift?

Auf unsere einzige, kostbare Gesundheit lauern nicht nur etwa 30.000 bekannte Krankheiten - nein, viele unterstützen diese "eigenen Feinde" noch durch ungesundes Essen, Alkohol, Rauchen, wenig Bewegung, ...

Aber Schiss haben wir vor einem Flugzeugabsturz, an dem wir mit riesiger Wahrscheinlichkeit nie beteiligt sein werden!

Bleiben Sie recht gesund!

Siegfried



Wunderschöner Morgen ...


        Gestern am Abends kamen Frau und Stiefsohn wieder von Freunden aus der Gegend von Tscherkassy zurück - in der Zentralukraine. Mit ihnen unser Hund Kai. So wurde der Morgenspaziergang wieder interessanter.

        Nach drei Kilometern gingen wir baden. Obwohl es in den letzten drei Tagen häufig und auch ausgiebig geregnet hatte, war die „Wasserblüte“ noch nicht verschwunden. Allerdings ist sie nicht mehr der dichte grüne Teppich. Im Oberflächenwasser gibt es nur eine etwa 5 cm dicke hellgrüne Wasserschicht. Beim Tauchen mit offenen Augen ist deutlich zu sehen, dass sie dennoch das Licht dämmt.

        Deshalb kam es zu einem winzigen Ereignis, dass mich erfreute. Eine Handvoll Kleinfische sprang mir regelrecht an die Kinnpartie. Der sie verfolgende Raubfisch - sicher ein Flußbarsch - bekam noch "die Kurve". Ich wurde also von ihm nicht torpediert und versenkt --)).

        Auf dem Heimweg trafen wir unerwartet Wassilij Borissowitsch. Den alten Herren habe ich schon lange am Fluss erwartet. Weil nicht getroffen, machte ich mir schon Sorgen. Denn wir haben in den letzten Monaten einige Bekannte begraben - die Post`s dazu sind im Archiv zu finden. Wir haben ein Treffen verabredet. Sein Schicksal ist so interessant, dass ich mehr darüber erfahren will.

        Die Krönung: auf dem Rückweg vom Broteinkauf traf ich eine unbekannte, aber  sehr hübsche junge Ukrainerin. Auf farblich unauffälligen Schuhen lief sie unbeschwert-elegant daher. In einem weißen, leicht gerüschten Kleid, das ihre tadellose Figur betonte. Kurz - aber nicht Mini. Der Ausschnitt eher verhüllend denn Dekolleté - gesund gebräunte Haut der hübschen Beine, Arme, Halspartie und des recht ebenmäßigen Gesichts. Langes, leicht gewelltes, naturfarbiges braunrotes Haar, wache Augen. Dezent geschminkt.
        Es war deutliche, dass sie sich ihrer Wirkung bewusst war. Ich habe sie offen angelächelt - in dem Sinne: "Mädchen, was bist du hübsch!" Ihre Antwort - ein bezauberndes Lächeln: "Danke für das Kompliment!"

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger




Wann sind wir Millionäre?


 Der Post ist übernommen aus meinem Blog "reich-weil-gesund" - den ich einstelle. Aber das Thema stimmt, denke ich, um hier eingestellt zu werden.

            Diese Frage der Überschrift stellte mir meine Natascha. Meine Ehefrau. Die ich – Offizier im Ruhestand – Freunden und Bekannten gegenüber auch gerne als „mein Oberkommandierender“ bezeichne.

           Die Frage hat einen Hintergrund. Ich war so unvorsichtig, eine „Entdeckung“ meines deutschen Webmasters, die mich freute, meinem ukrainischen Eheweib zu erläutern.

Er hatte festgestellt, dass mein Foto mit unserem ehemaligen Hund, dem turkmenischen Wolfswürger oder auch „Alabai Athos“ (so eingeben) bei Google schon eine sehr interessante Reaktion verursacht. Sie können das ausprobieren. Ihr Ergebnis sollte folgendes sein:

Siegfried Newiger – Reich-weil-gesund.com

oder

reich-weil-gesund.com/Reich-weil-gesund.html
Zu meinem gesunden Leben gehören unsere Haustiere – mit mir STEHT DA Alabai Athos – auch als turkmenischer Wolfswürger…

Das ist etwas sehr Positives. Mein „Rating“ bei Google ist also im Bereich vorderer Plätze.

Meine logischerweise vordringlich am finanziellen Erfolg interessierte „Finanzministerin“ wollte deshalb wissen: siehe Überschrift.

Doch ich musste sie enttäuschen. Aber so, dass mein persönliches Rating in der Familie nicht sank. Folglich Angriff – als die beste Verteidigung. Meine Antwort: „Weil du kein gutes Beispiel gibst!“

???????????

„Du hast „Die Raubtier-Diät“ als lebendigen Beweis tags und auch nachts neben dir. Du bist wie viele andere zu faul (nennst das „willensschwach“), meine Lebensweise (griechisch: Diät) zu übernehmen. Das Ergebnis im November 2011 – Krankenhaus, heute einen Haufen Pillen (Chemie). Aber kein Stückchen abnehmen! Wenn wir zwei Vergleichsfotos von dir ins Netz stellen könnten – die Leute würden wie verrückt „Die Raubtier-Diät“ kaufen. So bleiben wir finanziell auf dem Niveau, das uns unsere Renten erlauben.“

Schweigen.

Vielleicht setzt bei Ihnen ein wenig Nachdenken ein.

Was selber nutzen?

Was Freunden empfehlen?

Vielleicht hilft Ihnen der kostenlose Download meines e-Books „Die Schatzsuche“ auf http://reich-weil-gesund.com dabei, ihren eigenen Körper als das Wunder zu sehen, das er ist und auch ihren Schatz "Gesundheit" etwas anders zu bewerten.
        
Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger


Morgenstunde ...


        "Jede Freude ist ein Gewinn, auch wenn er noch so klein ist"
             

"... hat Gold im Munde." heißt es doch.

An das kommt man allerdings nur, wenn man nicht bis in die Mittagshitze schläft. Sowie auch nur, wenn man die Augen und Ohren, in Wald und Feld auch die Nase aufmacht.

Mir geht es darum, den Besuchern meines Blogs zu zeigen, wie bunt die Welt in Wirklichkeit ist, wenn man sich vom „flachsten Bildschirm der Welt“ losmacht. Sich in der Realität zu bewegen ist – zumindest für mich – die Art zu leben, welche mir die Lust an diesem Leben erhält.

Gestern hatte ich vergessen, dass es wegen des „Tages der Verfassung“ in der Vorwoche vier freie Tage zum Wochenende gab, dafür dieser Sonnabend nachgearbeitet werden musste. Also auf dem Weg zum Fluss die Begegnung mit drei hübschen jungen Ukrainerinnen auf dem Weg zur Arbeit. Jede individuell sommerlich modisch gekleidet, frisiert, mit reizender Figur und ansehnlichem Ausschnitt. Die Frage vieler Männer hier ist zu verstehen, woher bloß die vielen umfangreichen Ehefrauen und hässlichen Schwiegermütter kommen…

Nach  Überschreiten der Holzbrücke über den Ros das erste „kostbare“ Erlebnis. Ein „fliegender Edelstein“ – ein Eisvogel. Ich hatte ihn auf dem Ast über dem Flussufer nicht bemerkt. Die Geräusche beim Eintauchen ins Wasser und beim Auffliegen machten mich aufmerksam. Er hatte Erfolg gehabt, jonglierte mit dem Beutefischchen ein wenig, aber gekonnt, bevor er es kopfüber verschlucken konnte und abflog.

Ein paar Schritte weiter ein kurzer Stop – Sporthemd und Sandalen ausziehen, mit Genuss barfuß weiter. Wie Antäus, der von der Berührung mit Mutter Erde neue Kraft bekam. Nach etwa 100 m die Verbeugung vor einer 5-Hryvna-Banknote. Zwar nur 50 Euro-Cent etwa, aber ausreichend, um zwei Weißbrote zu kaufen. Denn Brot wegwerfen und Geld am Boden liegen lassen – das können wir Kinder des 2. Weltkrieges nicht. Auch wenn eine Kopeke hier ein Zehntel Euro-Cent ist…

Nach den ersten Schritten in den Wald kam ein Jungvogel aus dem Gebüsch – diesmal eine junge Amsel. Die Vogelmama piepste jämmerlich. Der zu meinem Schutz heranrasende Spaniel verfehlte das wegschlüpfende Vögelchen, raste dafür mit der Nase in die schützende Brombeerhecke. Winselnd kam er zurück. Hatte sich wohl etwas Dornenimpfung geholt…

Wegen der seit Tagen brütenden Hitze „blüht“ der Fluss – die Konzentration an Blaualgen lässt an seinen Ufern das Wasser wie mit einem grünen Stoff belegt erscheinen. Wir fanden noch eine Bucht, von der aus es nicht unangenehm war hinaus zu schwimmen. Danach ging ich zum Abtrocknen nackt etwa 300 m weiter. Dort gab es eine Strauchgruppe mit Blütendolden in der Art von Wacholder. Sie duften überwältigend angenehm süß. Auf ihnen tummeln sich alle möglichen Insekten. Ich habe versucht, mit der Videokamera diese Liebhaber des Honigs aufzunehmen. Darunter Käfer, die von grünmetallic über blau bis hin zu rotmetallic changieren – wenn man sie aus unterschiedlichen Winkeln betrachtet.

               Wegen der Hitze schon in der Morgenstunde stieg ich nochmals ins Wasser. Da meine Elastikhose einige Flecken bekommen hatte, nahm ich sie mit und wusch sie aus. Dann versuchte ich sie anzuziehen – um den Kühleffekt zu nutzen. Eine Erfahrung: nie wieder! Der erwartete Rutscheffekt blieb aus – ich habe mich gequält. Aber schön gekühlt hat sie dann doch …

               Auf dem Rückweg kam uns eine hübsche junge Frau entgegen, welche zwei Huskys an einer Querleine führte. Provozierend fragte ich nach dem Morgengruß, wo sie denn den Schlitten gelassen habe. Lächelnd antwortete sie, dass beide Hunde – ein kräftiger Rüde und eine etwas zartere Hündin – im Winter den fünfjährigen Sohn der Familie fleißig gezogen hätten. Beide Tiere verhielten sich unserem Spaniel gegenüber friedfertig, kamen auch zutraulich an mich heran. Ich überzeugte mich erneut: Hunde ohne Hundsgeruch.

               Am Abend eine besondere Freude. Auf der Waage wurden 94 kg angezeigt. Drei Wochen daheim mit selbstbestimmter Lebensweise – und von drei Wochen Fettlebe mit dadurch gewachsener Masse nichts mehr vorhanden. „Die Raubtier-Diät“ wirkt. Siehe http://reich-weil-gesund.com/

              Danach schmeckten die rotgekochten Flusskrebse zur Flasche gekühlten Biers besonders gut.   


Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger



Alltagsfreuden



              Diesen folgenden Satz werden meine Leser häufiger sehen können. Der Robert Browning schrieb: „Jede Freude ist ein Gewinn und bleibt es, auch wenn er noch so klein ist.“  Wenn er so formuliert, drückt das doch aus: „Nimm die Freuden des Lebens, wie sie kommen. Verachte auch die kleinen nicht. Sie machen in ihrer Summe viel aus.“

Hier einmal meine Aufrechnung – nur für eine Woche.
               Es begann damit, dass bei Petroiwanowka, wo wir zu Besuch und am Fluss waren, eine junge Uferschwalbe bei ihren Flugversuchen verunglückte. Sie zappelte im Wasser um ihr Leben. Eben davor war der zweite, nicht lebensgefährliche kleine Unfall passiert. Meine Frau Natascha war auf einem etwas größeren Stein abgerutscht und mit mächtiger Bugwelle auch im Wasser gelandet. Sie machte sich auf, das Schwälbchen zu retten. Das gelang. Nur was mit dem Vögelchen tun? Es am Ufer aussetzen könnte bedeuten, dass ein anderes hungriges Tier dieses ums Leben bringen würde. Also gut trocken verpackt und mit heimgenommen. Es fand sich ein kleiner Käfig, in welchem das nasse, erschreckte und auch müde Tierchen übernachten konnte. Es war kein „Gelbschnabel“ mehr – lehnte aber Würmer und gefangene Fliegen ab. Ersteres hatte ich vorausgesagt – Schwalben aller Art sind reine Insektenfresser. Die Fliegen waren wahrscheinlich nicht „schnabelgerecht“ angeboten worden. Am folgenden Morgen ein regelrechter „Senkrechtstart“ des Schwälbchens – wieder ein Tier auf der Lebendliste bewahrt …

               Der Besuch am Fluss hatte noch ein Rededuell mit sich gebracht. Mein Stiefsohn meinte in dessen Verlauf, ich hätte bisher nur nicht genügend Willen aufgebracht, eine für mich passende Lösung zu finden. Schon längere Zeit bin ich im Sommer vom Baden ausgeschlossen. Die mich vor Thromben schützende Elastikhose ist nur mit einer „Einstieghilfe“ anzuziehen – ausziehen ist auch nicht leicht. Wenn die Beine feucht sind, wird das noch schwieriger. Also: verzichten, um zu leben.
               Während unserer Heimreise überlegte ich. Der Junge hatte etwas angestoßen – auch wenn das erst unangenehm geklungen hatte. Biomechanisch sind doch meine Füße bei jeder Bewegung so „beschäftigt“, dass in den dort vorhandenen Venen mir eine Thrombenbildung sehr unwahrscheinlich erscheint. In Unter- und Oberschenkeln ist das schon ungünstiger. Die Lösung: die Füßlinge abschneiden, in Zukunft solche Hosen gleich ohne die bestellen - sie sind ja im Angebot.

               Am folgenden Morgen gesagt – getan. Schon das Anziehen der verkürzten Beinkleider zwar kein Genuss, aber viel angenehmer als bisher. Dann in Sandalen ohne Socken zum Fluss – lange entbehrtes angenehmes Gefühl. Nach Überschreiten der Holzbrücke in Sandalen wegen möglicher Splitter das Schuhwerk  ausgezogen und barfuß weiter. Das irre Berühren von Sand und Gras mit den nackten Sohlen versteht nur, wer diese Bewegungen selbst lange erlebt hat. Nach 4 Kilometern „meine Bucht“. Ringsum keine lebende Seele. Also alle Sachen ausgezogen und nackt ins Wasser – der Hund mit mir. Endlich wieder Schwimmen!
               Ein Handtuch hatte ich nicht dabei. Die Kleidung in einem kleinen Bündel getragen – und zum Abtrocknen etwa 500 m nackt über die Feldwege – bei herrlichem Sonnenschein. Welch ein Genuss, ungetrübte Lebensfreude.

               Auf dem Rückweg ein erneutes Treffen mit Vitalij. Ein Mann aus der Zentralukraine, der hier jährlich einmal in das Prophylaktorium zur Erholung kommt. Wir haben uns erstmals vor drei Jahren unterhalten. Finden uns sympathisch und er freut sich immer wieder bei einem Treffen – ich ebenfalls. Wir haben immer Themen zu diskutieren, auf die er eine „Sicht von außen“ sucht. Nicht ständig einer Meinung – aber das ist interessanter.

               Am Folgetag stieß Hund Kai unterwegs auf ein flatterndes Etwas, das sich zwischen meine Füße flüchtete. Begleitet von einem durchdringenden Zetern. Die fast flügge junge Drossel saß unbeweglich in dem engen Raum zwischen den nebeneinander stehenden Füßen und schaute mich mit ihren schwarzen Augenperlen direkt an, während die Mutter mich von ihrem Ast „beschimpfte“. Ich jagte erst den Hund etwas weiter, bevor ich dem Vögelchen den Weg ins Gebüsch frei machte. Vogelmuttis Stimme wurde viel leiser, als sie sich kopfüber zu ihrem Jungen stürzte.
               Auf dem Rückweg über die Holzbrücke Bewegung halb im, halb auf dem Wasser. Eine nur etwa 30 cm lange Ringelnatter war auf dem sehr langem Wasserweg zum anderen Ufer. Als die von einem Paddelboot ausgehenden Wellen sie erreichten, schwamm sie sichtlich schneller, um nach einer Weile wieder zum Kraft sparenden Stil zurückzukehren. Ich ging absichtlich etwas langsamer, um ihre erfolgreiche „Landung“ am Ufer zu verfolgen. Im vergangenen Jahr habe ich beobachtet, wie ein großer Fisch (wahrscheinlich ein Wels) eine kleine Jungente von der Wasseroberfläche nahm. Ein Strudel – und weiter die Geschichte wie im Lied von den kleinen Negerlein.
              
               Gestern nun bei etwas verspätetem Abmarsch von daheim ein Treffen mit Nikolai Vitaljewitsch. Ein Mann aus der Nachbarschaft, der vor seiner Garage intensiv fegte. Angesprochen darauf – nach dem Morgengruß, versteht sich – ergab sich eine längere Unterhaltung. Er trug ein Sporthemd, auf welchem ein Emblem der Fallschirmspringer eindeutig nachträglich aufgenäht war. Meine Frage beantwortete er, dass er diesen Sport im zivilen Leben schon seit Jahren ausübe. Der hätte früher zu seinem Beruf gehört.
               So erfuhr ich erstmalig, welchen interessanten, weitläufigen Nachbarn wir haben. Dieses Gespräch wird weitergehen. Denn beide Seiten haben etwas zu sagen und zu fragen.

               Wer will, kann die kleinen Freuden sehen, hören und sogar riechen. Dazu sind die Sinnesorgane bewusst „auf Empfang“ zu stellen. An dem Morgen kamen wir zweimal an Gewächsgruppen vorbei, von deren Blüten ein die Umgebungsluft deutlich prägender angenehmer Duft ausging. Es roch etwa so wie ein guter Blütenhonig. Und die Welt um uns ist doch viel interessante als das meiste auf dem Bildschirm …

               Abschluss meiner Morgenfreuden bildete ein junger Hund, den sein Besitzer kurz vorher von der Leine gelassen hatte, als sich unser Kai nicht für den interessierte, sondern weiter heimlief. Der große Kleine roch offensichtlich noch nach Hundekind. Das Tier kam direkt an mich heran. Ein dreifarbiger junger Alabai – die Rasse ist mein Hundeschwarm. Man soll fremde Hunde nur nach Erlaubnis vom Besitzer anfassen – aber hier konnte ich mich nicht bremsen. Wenn er mir vertraut – dann ich ihm auch. Also streichelte ich das Tier, gleichzeitig dem Herrchen meine „Entgleisung“ begründend. Er verstand.
              
Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger
              


Aus dem Leben eines Tauge-noch-was 4


               Mit der zweiten Arbeitswoche kamen erst einmal die „Elektriker“. Beide absolut ohne Vorstellung davon, was die zeitweilige Arbeitsumwelt Ukraine bedeutet – aber mit recht großen Erwartungen.

               Der jüngere von Beiden kam schon am nächsten Morgen auf mich zu. Ob denn alle Kellnerinnen hier so unfreundlich wären wie die uns beim Frühstück bedienende Tatyana.
               Ich hatte schon in der abgelaufenen Woche erfahren, dass die wirklich sehr ansehnliche junge Frau nur kurze Zeit in der Frühschicht arbeitete. Also musste es bei ihr Probleme geben. Die zu erfahren konnte nicht meine Aufgabe sein. Aber dem jungen Mann – und allen anderen, die mindestens 20 Jahre jünger waren – wollte ich beweisen, dass richtiges Zugehen auf eine Frau diese etwas freundlicher werden lässt. Also sagte ich ihr, als sie meinen Tee brachte, ob sie wegen der Ausländer an den Tischen so ernsthaft sei. Ein „leises“ Lächeln verschönte sofort ihr so schon hübsches Gesicht, als sie verneinte. Mein Tischnachbar erfasste diese Änderung erstaunt. Ich setzte noch eins drauf. „Tatyana, sie sind doch auch so eine reizende junge Frau. Dazu haben sie beim Lächeln so niedliche Grübchen auf den Wangen. Warum setzen sie die nicht ein, um diese Herren hier zu bezaubern? Damit die sich immer an die durch sie vertretene Ukraine erinnern.“
               Ab diesem Morgen strahlte Tanya uns alle an, wenn wir nur zur Tür hereinkamen. Nicht auf „Befehl“ – sondern weil sie spürte, dass ein wenig Achtung vor ihrer Persönlichkeit und auch ihrer Schönheit mit dabei waren.  

               Was zur Arbeitsumgebung zu sagen war, steht im vorhergehenden Post. Die Kollegen Elektriker ordneten sich sehr rasch in die Abläufe ein – ihre fachliche Kompetenz war für mich besonders  beeindruckend. Das brachte aber für mich ab und an auch Hürden mit sich. Die „Entwöhnung“ von der technischen Entwicklung im eigenen Fach spielte da ihre negative Rolle. Aber mit ihrem Verständnis bekamen wir die Dinge schon hin.
               Einmal allerdings bekam ich von ihnen, milde gesagt, eine Rüge. Die ukrainischen Operateure für die neue Technik waren besonders wissensdurstig. Sie kamen nicht selten, um noch vor der Inbetriebnahme Fragen zum materiellen Teil ihres neuen Arbeitsplatzes zu stellen. Ich war und bin geduldig. Allerdings muss man mir schon überlassen, wo meine Prioritäten sind.

               Der deutsche Geschäftsführer war angereist. Ich musste noch einmal in meinen Laptop schauen, um etwas aus dem russischen Teil des Vertragswerks aufzufrischen, denn nach der Mittagspause sollte ich die Verhandlung der leitenden Männer dolmetschen. Da kamen besagte Burschen. Ich bat sie, mit der Frage später noch einmal auf mich zurück zu kommen. Aber junge, zielstrebige Kerle sind manchmal erstaunlich hartnäckig. Da entsann ich mich auf meine militärische Vergangenheit. „Stillgestanden! Kehrt marsch! An die Arbeit!“ – das wirkte sofort. Meine Kollegen hatten die Lautstärke bemerkt und kritisierten mich – so könne man sich hier als Partner nicht aufführen! Die Diskussion verschob ich – denn der Geschäftsführer mahnte zur Verhandlung.

               Geschäftliche Verhandlungen mit bekannten Partnern haben eine besondere Note – man muss als Dolmetscher verdammt aufpassen, zu übersetzen und nicht „zu kommentieren“ – was mir schon schwer fällt. Denn beide Seiten wollen bei aller Freundschaft doch auf das eigene Unternehmen zugeschnittene wirtschaftliche Vorteile erzielen. Hier kommen keine Inhalte der Unterredung. Nur eine Bemerkung.

               Der Chef des ukrainischen Unternehmens sagte: „Wir wollen Durchsichtigkeit in den gemeinsamen geschäftlichen Beziehungen. Die Bedingungen nicht nach der Variante: „Hängen nicht begnadigen.“ Da ritt mich der Teufel. Ich antwortete wie aus der Pistole geschossen: „Wir würden gerne das Komma setzen.“ Der Generaldirektor bedachte mich mit einem erstaunt-achtungsvollen Blick.
               Auf den strafenden Blick meines Auftraggebers erläuterte ich ihm den Sinn des Gesagten. Im Mittelalter hatten Gutsherren zwar Gerichtsbarkeit, aber nicht immer einen Henker im eigenen Rechtbereich. Also wurde ein armer Teufel, der für seine Kinder etwas vom Acker des Herren gestohlen hatte, verurteilt. Auf dem Zettel, den der begleitende Büttel bekam, stand obiger Satz. Dem Wächter tat der Mann leid – er setzte vor Erreichen der Stadt das Komma richtig, der Bauer kam frei.
               In unserer abschließenden Vereinbarung setzten beide Seiten das Komma in Übereinstimmung an seinen Platz.
                              
Und noch einmal musste ich laut werden. Wir hatten in der Halle nach dem Auspacken und Einsatz des Autokrans eine fast musterhafte Ordnung hergestellt und vor allem den Boden mit einem Industriestaubsauger „stubenrein“ gefegt. Da kam ein junger Bursche auf einem Gabelstapler, dessen Räder „eingesaut“ waren. Er sollte etwas in die Halle bringen, aus ihr holen – vergessen. Ich stand in Tornähe und verwehrte ihm die Einfahrt. Er meldete dies seinem Auftraggeber. Der kam sehr rasch und bat mich sehr eindringlich, nur meine Aufgabe als Dolmetscher zu erfüllen. Ich erwiderte nicht gerade leise, dass ich bei Ausscheiden aus der Armee meinen Helm, aber nicht meinen Mut abgegeben hätte und Achtung vor unserer Arbeit erwarte. Die von uns blank gewischten und leicht eingeölten Laufflächen an der Maschine müssten sauber bleiben, um deren Funktion nicht zu stören. Ende der Diskussion war: der Partner stellte große Plasteplanen zum Abdecken bereit. Wie man hier sagt: die Wölfe waren satt und die Schafe heil.

               Am Wochenende erneut ein Spaziergang zum Basar – mit ähnlichen Erlebnissen wie im Post davor geschildert. Allerdings standen wir plötzlich vor einem Denkmal. „Den Opfern aus dem Gebiet Lugansk, umgekommen durch die UPA -Banden bis 1956“. Den Kollegen musste ich ein wenig aus der in Westeuropa nicht so recht bekannten Geschichte der Ukraine erzählen. Von dem „Partisanenkrieg“ in der angeblich so fest gefügten Sowjetunion. Auch davon, welche politischen Auseinandersetzungen heute toben um die Anerkennung der mit der SS-Division „Nachtigall“ verbundenen „Freiheitskämpfer“ aus der Westukraine – welche heute noch in Lwow geduldete Aufmärsche veranstalten …

Zwei bemerkenswerte Kleinigkeiten gab es außerdem. Ein neuer Kollege ist besonders eifriger Gärtner. Er sah deshalb auch einen Pavillon mit Sämereien. Die Verkäuferin hatte wahrscheinlich schon lange nicht mehr einen solchen Umsatz gemacht. Blumen für die Frau des „hellsichtigen“ Kollegen, zwei andere kauften für die Eltern vor allem Gemüsesamen. Es sei zu sehen, dass hier noch keine Hybriden angeboten würden. Die etwa 15 Euro machten ja rund 150 Hrywna aus. Für die Verkäuferin ein Erfolg.
               Danach die Frage, wo denn ein guter Wodka zu haben sei. Hier heißt es: „Die Zunge führt bis nach Kiew“ – also fragen. Eine Verkäuferin riet mir dringend ab, den Alkohol auf dem Basar zu kaufen. es gäbe da zu viel verfälschten. Auf der Straße sprach ich einen älteren Herrn an, der uns anbot, mit ihm zu gehen. Unterwegs versuchte der Biologie-Professor, seine Deutschkenntnisse aufzufrischen … Aber wir haben uns weitergehend angeregt unterhalten. Als ich den Kollegen später die Summe in Euro nannte, für welche dieser Spezialist hier arbeitet, gab es wieder Kopfschütteln …
               Wir bekamen den „Schwarzen Panther“, den wir anlässlich des Geburtstags eines Kollegen im Hotel gekostet und für gut befunden hatten. Auch einige andere Spezialitäten.

               Wir verabschiedeten uns voneinander am Vorabend ihres Abfluges. Denn ich musste nur nach Kiew – also Start zu einem anderen Zeitpunkt. Mich nahm ein befreundeter Unternehmer armenischer Herkunft schon ganz früh am Morgen mit nach Donezk. Zum Abschied bekam ich Manöverkritik: „Vieles wäre ohne dich nicht so gut gelaufen.“ Das ist die Freude beim noch- etwas-taugen!

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger



Aus dem Leben eines Tauge-noch-was 3


Es ist immer wieder eine besondere Aufgabe, Besucher aus Deutschland an die ukrainische Alltäglichkeit heranzuführen. Das gilt allerdings für jedes Land in der Welt. Der Tourist erfährt gewöhnlich alles das, was, bildlich gesprochen, „in der guten Stube“ zu sehen ist und abläuft. Richtig zum Staunen kommt er eigentlich nur, wenn er auch „in die Küche“ schauen darf.

Wir hatten die Montage der Spezialmaschine eben erst begonnen, als der elektrische Hallenkran ausfiel. Er war in die nagelneue Halle, gebaut nach besten westeuropäischen Vorstellungen, aus einer anderen übernommen worden. Nach äußerem Anschein hatte er eigentlich schon lange sein „Werksleben“ beenden sollen. Allerdings kann nicht jedes Investitionsobjekt auch nagelneu ausgerüstet werden. Das findet man auch in deutschen Werkhallen. Nur war der Ausfall bei unserer beschränkten Montagezeit besonders unangenehm. Die ukrainischen Partner fanden eine Lösung: ein Autokran. Dessen bejahrter Motor stieß solche Abgaswolken aus, dass ein Mitarbeiter des deutschen TÜV schon vom Hinschauen eine Gasvergiftung bekommen hätte. Allerdings war der Fahrer-Operator ein exzellenter Fachmann. Mit seiner Hilfe bekamen wir die Großteile millimetergenau platziert.

Unser Mittagessen bekamen wir zwei Tage in einem kleinen Lokal, wenige Minuten vom Werk entfernt. Meine „Schutzbefohlenen“ wurden zunehmend wagemutiger bei der Auswahl der Gerichte und waren sehr erstaunt, dass nicht eines ihre Erwartungen enttäuschte. Allerdings kostete uns diese Mittagspause Zeit, denn wir mussten uns ja auch zweimal umziehen. Deshalb entschlossen sich beide mit meinem Hinweis, in der Betriebskantine zu essen.


Die einst nach sowjetischem Vorbild zur Struktur des Unternehmens gehörende Kantine war im Bereich „Küche“ von der Firma getrennt worden. Eine sauber gekleidete Frau mittleren Alters brachte auf einem Wägelchen die daheim gekochten bzw. zubereiteten Gerichte in den relativ kleinen Speiseraum. Gewissermaßen ein „Mini-Catering“. Zur Essenausgabe zog sie weiße „Kochkleidung“ an und stellte alle Salate sowie Fleisch- und Fischgerichte auf die Vitrine, die Beilagen blieben zum Warmhalten in den mit Tüchern umwickelten Töpfen. Meine Kollegen konnten also mit den Augen eine Vorauswahl treffen und sich von mir erklären lassen, was dort angeboten wurde. 


Zu ihrem Erstaunen waren alle der von ihnen georderten Gerichte schmackhaft und, wie sie deutlich formulierten, nicht eines aus der Tiefkühltruhe. Tomatensalat mit dem natürlichen Aroma der Tomate, Gurkensalat ebenfalls – die Mischung beider einfach nur köstlich Eben echte Hausmacherkost.
Außerdem erstaunte sie der recht geringe Preis, deutlich viel unter dem des Essens im Restaurant. Ich durfte der Köchin im Auftrag der Männer ein Kompliment machen, das sie sichtlich erfreute. Denn beide hatten sich angewöhnt, wie es in slawischen Haushalten üblich ist, nach dem Aufstehen vom Tisch sich zu bedanken. Ihr „Spasibo!“ mit Akzent wurde mit dem “Budj lasko!“ – das ukrainische „Danke sehr!“ – beantwortet. Sie, die in der DDR noch Russisch hatten lernen sollen, erstaunte die unbekannte Wendung doch – sie hatten das russische „Poshaluista!“ erwartet. So gab es eine Möglichkeit begründet darauf aufmerksam zu machen, dass die ukrainische Sprache zwar eine slawische ist, aber kein Dialekt des Russischen, sondern eine eigenständige.

Wir hatten auch am Sonnabend gearbeitet, um den zeitgerechten Termin der Inbetriebnahme abzusichern. Allerdings war der Sonntag arbeitsfrei. Für unsere Partner gab es ein Problem. Wegen der anderen Zählweise der orthodoxen Kirche sind alle Kirchenfeste gegenüber westeuropäischen zeitlich versetzt. Dieses Wochenende war Pfingsten und selbst in diesem Lande „absolut arbeitsfrei“ – was für alle jene nicht gilt, für welche durchgehend Arbeitstag ist – Mediziner und ihr Personal, Mitarbeiter im öffentlichen Straßenverkehr, Polizei … Auch in den Familien war langfristig vorgeplant. Wie uns „beschäftigen“?

Um meinen Kollegen ein wenig zu zeigen, wie es auf einem ukrainischen Wochenmarkt zugeht – der auch die ganze Woche geöffnet ist – habe ich nach einem etwas späteren Frühstück zum Spaziergang in das Zentrum und zum Hauptmarkt der 465 000 Menschen zählenden Stadt eingeladen. Es war für alle Seiten ein Erlebnis. Man kann dort auch Tast- und Geruchssinn einsetzen, um die Wirklichkeit zu erfassen. Die Männer waren vor allem von den vielen hübschen bis schönen Frauen angetan, welche uns auf dem Gang über den Basar begegneten. Allerdings ohne Tasten …

Als erstes passierten wir den „Kunstmarkt“ – eine Mischung aus vorwiegend Bildern, ab und an interessant, aber meist nur „gefällig“, dann Geschnitztes, Geflochtenes, Getöpfertes und das wenig aufregende Gewimmel des „Andenken-Angebots“ – in nichts von westlichen Märkten unterschieden. Danach der so genannte „Vogelmarkt“ – dort werden Kleintiere angeboten. Erstmals im Leben sah ich eine nackte Katze. Aber ich konnte es mir nicht versagen, die beiden auch angebotenen kräftigen Alabai-Welpen mit Erlaubnis des Verkäufers zu streicheln. Der Riese Athos, den wir hatten abgeben müssen wegen der kleinen Wohnung – er ist für mich immer noch gegenwärtig …

Die Waren auf dem anschließenden Marktteil recht bunt gemischt – viel aus China, der Türkei – wenig interessant. Aber die Obst- wie Gemüsestände, die Fleisch- und Fischpavillons waren mehr nach dem Geschmack der beiden. 

Im Fleischpavillon trotz Sommerhitze nicht eine Fliege, alles Fleisch offensichtlich frisch. Kommentar: „Hier kauft sicher auch unsere Hausfrau ein.“

Den Fischpavillon verließen wir recht rasch. Es ist nicht jedermanns Sache, zum „Duft“ von Frischfisch auch die Überlagerung mit den Gerüchen nach hiesiger Sitte zubereitetem Dörr- und Räucherfisch, Salzhering aus der Tonne und ähnliches zu ertragen.


Außerdem gab es einen kleinen Zwischenfall. Fast am Eingang schon kam eine recht kräftige Frau fast über den Ladentisch: "Kaufen sie doch hier. Frischer Zander ...". Ich unterbrach sie: "Das sind Gäste, nur zum Schauen hier." Sie, meinen leichten Akzent doch bemerkend: "Woher denn?" "Aus Deutschland." Sie, weithin hörbar: "Euch können wir nicht mehr leiden. Ihr wollt nicht nur die Julia (Timoschenko) heilen, sondern auch aus dem Kittchen holen. Die können wir auch nicht leiden."  Meine Begleiter waren noch der Übersetzung etwas irritiert...


 Dann der Besuch an den Obst- und Gemüseständen. Einer von ihnen schnupperte an einem Apfel. Kommentar: „Hier riechen Äpfel noch wie Äpfel.“ Reife Tomaten, kleine frische grüne Gurken, andere Spezialitäten wurden begutachtet und für sehr gut befunden. Erneut eine Bemerkung zur Erfahrung: „Auch von hier scheint die Hausfrau Nachschub zu holen.“

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger