Ereignisse

          Um den vorherigen Post fortzusetzen:   "Betrachte einmal die Dinge von einer anderen Seite, als du sie bisher sahst, denn das heißt ein neues Leben beginnen." So endete der. 
         
          Das Treffen von uns zweien in Berlin war ein solches Ereignis. 
          Unsere Freundschaft begann vor rund 57 Jahren damit, dass wir uns um die Bettplätze des Doppelbettes  in dem Schlafraum eines Kasernengebäudes bewarben und der unterlegene Ich in die obere Etage musste. Wir hatten uns acht Jahre nicht gesehen. Die eineinhalb Stunden vergingen wie im Flug - wir sind mit meiner Frau für unseren nächsten Besuch in Berlin unbedingt zu ihm in sein Haus eingeladen. In die Nähe der Lessingstadt Kamenz, aus der er zum Treffen gekommen war.

          Am selbigen Abend ging ich, von Heckticket mit einenm Billet zur Hälfte vom Preis des regulären Tickets versorgt, in "Die Distel" - das kleine Kabarett am Bahnhof Friedrichstraße. Trotz des interessanten Programms in meiner Muttersprache Deutsch bekam ich nur etwa 60 % vom Sinn mit - mir fehlten die aktuellen Bezüge, welche mit Namen von Politikern oder anderen, skandalumwitterten Personen verbunden waren. Erst am folgenden Tag erfasste ich, wie Herr Mehdorn die endgültige Bruchlandung am Projekt Großflughafen begleiten soll - um eins der aktuellen Beispiele zu nennen. So macht sich die jahrelange Abwesenheit aus der Heimat bemerkbar.

          Zwei Tage später war ich bei meinem Vermieter, der gleichzeitig die seltene Post an mich aufbewahrt. Auf dem Rückweg kamen plötzlich unter einem Torbogen zwei kleine, junge und niedliche Chinesinnen auf mich zu. In Englisch, dass ich nicht spreche, fragten sie mich nach dem Weg zur S-Bahn. Twittereingebildet sagte ich: "Follow me, please." Sie strahlten und setzten ihre Fragen fort, denen ich nichts entgegensetzen konnte. "I speake Russian, no English." war sicher nicht exakt - aber die gutwilligen Mädchen verstanden. Zumindest setzten sie ihr Gespräch in heimischer Sprache fort. 
          In der S-Bahn nach Zoologischem Garten baten sie mich mit Gesten, eine von ihnen großväterlich zu umarmen. Die andere fotografierte. Da fasste ich allen Mut und ein paar Brocken zusammen und sagte: "My daugther learn in China your language." Die beiden parlierten erneut in Chinesisch, eine griff in ihre Handtasche und überreichte mir einen winzigen Plüschpanda. "Thank you very much." sagten sie im Chor, denn der Zug hielt im S-Bahnhof Zoo. Von draußen winkten sie noch lange. Nicht gerade ein Abenteuer - aber ein nettes Erlebnis.

          Als mir auf dem Weg zum Hostel in der überfüllten S-Bahn am vorletzten Tag in Berlin ein junges Mädchen seinen Sitzplatz anbot, war ich endgültig belehrt worden, dass die Zeit doch ihre Spuren auch an mir hinterlässt. 
          Aber noch werde ich nicht aufgeben. Das Leben ist und bleibt interessant.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen