Kirche

             Es war am frühen Morgen. Unser Hund hatte mich hechelnd geweckt. Ein deutliches Zeichen. Wir waren abends spät spazieren gewesen – also dürfte ihn der Kot nicht besonders drücken. Unter normalen Bedingungen. Allerdings sah ich beim Nachmittagsspaziergang, dass er am Rand des Gehwegs irgendetwas aufgenommen und rasch verschluckt hatte. Ausbrechen wollte er es nicht. Nun hatte ich die Bescherung. Die Elastikhosen konnte ich nicht mehr anziehen – er hätte eine Fäkalienladung in der Wohnung abgelegt. Rasch angezogen und auf die Straße, wo er sich auch sofort erleichterte. Weil ich nun schon unterwegs war, ging ich mit ihm auch den kleinen Kreis ab, der gewöhnlich nachmittags und abends zum Tagesgeschehen gehört.
           Im Halbdunkel kam uns eine Familie entgegen. Der uns gut bekannte Rechtsanwalt begrüßte mich herzlich. Sie wollten in das Kiewer Höhlenkloster, zur Andacht in die Kirche. Ich erlaubte mir zu fragen, ob er denn wenigstens anschließend den „Maidan“ mit seiner Anwesenheit stärken würde. Die Antwort erstaunte mich: „Wir gehen doch nicht zu dem jüdischen Spektakel!“ Mein Hinweis auf den deutlich westeuropäisch eingestellten Boxer Klitschko und den eindeutigen Nationalisten Tjagnibok in der Führungstroika der Opposition wischte er mit der Bemerkung weg: „Die sind Trittbrettfahrer!“ Verabschiedete sich rasch. 
            Daheim die Pfoten des Hundes waschen, die eigene Morgentoilette vollenden sowie die Elastikhosen anziehen – also morgendliches Ritual in anderer Reihenfolge. Danach auf den Basar, Gemüse, Obst und Brot einkaufen. 
            Die Verkäuferin im Brotladen, einst mit ihren Eltern in der DDR gewesen, fragte: „Was sagen sie denn zu dieser Unordnung in unserem Land?“ Da erzählte ich ihr ein wenig von den Demonstrationen in diesem Land vor dem Fall der Mauer. Sie hatte das noch nie so erfahren. 
            Um bei der Wahrheit zu bleiben sagte ich auch, dass die versprochenen „blühenden Landschaften“ Versprechungen geblieben sind und Gewinner der Schlacht um die Märkte die internationalen Konzerne blieben. 
              Das merken die einfachen Ukrainer auch schon – selbst wenn sie in die Europäische Union streben. Denn ab 2015 wird der Basar so, wie er heute noch ist, zu existieren aufhören. Eine Forderung der Weltwirtschaftsorganisation. Die Bäuerlein und Kleingärtner, welche heute noch ihre Produkte feilbieten, haben dann nur noch den Weg über die Verarbeitung bei den „Großen“ der Branche übrig. Sie werden noch weniger Einkünfte haben, die Risiken von Gammelfleisch und anderen bekannten Verunreinigungen und Verfälschungen im Bereich Lebensmittel werden wachsen. Die Verbraucher sind vorläufig und im Wesentlichen noch unbeeinträchtigt von diesen Erkenntnissen. 

        Mir zumindest scheint das Rezept des ersten ukrainischen Präsidenten nach Erringung der „Unabhängigkeit“, Herrn Krawtshuk, ausgesprochen am „RundenTisch“ der vier Präsidenten, sehr zweifelhaft: „Wir sollten erst das Assoziierungsabkommen unterschreiben und anschließend im Rahmen und mit Hilfe der EU unsere ökonomischen Probleme lösen.“ 
          Da habe ich meine Bedenken. Vor allem, nachdem ich die Videos   
          http://www.youtube.com/watch?v=3ZpnOX4l7XA  und den zweiten Teil dazu http://www.youtube.com/watch?v=wEIWJx8GiGA gesehen habe. Was ich allen Lesern empfehle.
          Außerdem verfestigt sich mein Gefühl auch, nachdem die westeuropäische Seite die Verhandlungen heute abgebrochen hat. Denn sie will die Bedingungen nicht aushandeln, sondern diktieren. 
           Nach dem 01. Januar 2014, wenn die arbeitslosen Bulgaren und Rumänen Westeuropa überschwemmen, wird die EU für die Ukraine noch weniger anziehend sein. Dagegen werden auch die Gebete der Popen nicht  helfen, welche heute dem Maidan gutmeinend eine Art Weihe gaben.

Bleiben Sie recht gesund!  

Ihr 

Siegfried Newiger







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