Zur Beerdigung gehen?


Dieser Post kommt aus dem langsam schließenden Blog "reich-weil-gesund" und wurde am 01. April 2012 verfasst. Denn auf gutefrage.net sind meist junge Leute daran interessiert, nicht nur Bemerkungen unerfahrener Gleichaltriger zu lesen - sondern Erfahrungen aus lange gelebtem Leben.

Wer hier die Überschrift nur so liest, stellt sich berechtigt die Frage: Was soll so etwas hier? Die Antwort ist in meinem Post "Antworten - eine Pflicht?" nachzulesen. Unsere - auch ihre - Gesundheit hat zwei Bestandteile, die sehr langsam zu Gunsten der Patienten und auch der Ärzte in der so genannten "psychosomatischen Medizin" zusammengeführt werden. Ein Teil, der körperliche (physische) und die andere Komponente - der seelische Teil. Letzterer ist nicht zu vernachlässigen. Zufrieden sein, anerkannt werden, sich geliebt fühlen - dass sind einige wenige Bestandteile der seelischen Gesundheit.

Wenn miiny96 durch den Rat, die Beerdigung zu besuchen, um welche es in ihrer Frage geht und wozu ich ihr geraten habe, sich nur etwas mehr bestätigt fühlt, habe ich mit etwas für ihre Gesundheit getan. Worauf ich hoffe ...


Frage von miiny96 auf gutefrage.net:
Der Vater von meiner lange Zeit besten Freundin ist tödlich verunglückt und ich weiß nicht, ob ich auf die Beerdigung gehen soll..
Ich hatte nämlich längere Zeit keinen Kontakt mehr zu meiner Freundin, morgends hab ich immer mit ihrer Schwester auf den Bus gewartet. Seit einem Schulwechsel warte ich jetz immer mit ihr und ner andren Freundin und eigentlich reden wir halt schon viel, aber nur über schulisches.
Jetzt bin ich total unsicher, ob ich da hin gehen soll, weil ich mit niemandem zusammen hin kann und noch nie alleine auf ner Beerdigung war. Außerdem ist das Vormittags und ich hab Praktikum.
Was würdet ihr mir raten?
Guten Tag miiny96, du hast ja schon sehr unterschiedliche Antworten bekommen. Ist alles drin und meine vielleicht nicht mehr nötig. Aber erst am 17. März wurde ein Freund von mir beerdigt. Die Menge der Trauergäste auf dem Hof, wo das kirchliche Ritual des "Aussingens" stattfand (nenne das einmal so, in der Ukraine bei orthodoxen Christen üblich), erstaunte mich. Hier ist auch üblich, dass vom Toten im offenen Sarg "Abschied genommen" wird. Das wird dir in Deutschland erspart bleiben. Näher zur Sache.
Einem Menschen in Not zu helfen ist immer eine zutiefst menschliche Haltung und häufig bei Frauen und Mädchen eher anzutreffen als bei Männern und Jungen. Schon allein deine Überlegungen zeigen, dass du ein warmes Herz hast. Und deine ehemals beste Freundin und ihre Schwester sind in seelischer Not. Ich rate dir, beiden Anteilnahme zu zeigen. Vielleicht bringt euch das auch wieder näher.
Was dein Praktikum angeht: ich denke, die es leitende Person versteht dein Motiv. Dir können - nach meiner Lebenserfahrung - eben wegen dieser Haltung nicht die Folgen erwachsen, welche in einigen Antworten angedeutet werden.
Sondern: weil du beweist, dass du eine echte Persönlichkeit bist, die unter Umständen die Praktikumsaufgaben auch später löst, wird dir verdientermaßen Achtung gezollt. Wenn nicht - Leben ist immer Risiko.
Aber Menschlichkeit wird gewöhnlich honoriert.
Alles Gute!
Siegfried





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