Siegfried Germanowitsch...

          Meine Fähigkeiten im Raten von Kreuzworträtseln sind bescheiden. Vor allem, weil ich nicht in Übung bin. Aber auch, weil ich lieber lese. 
          In den letzten Wochen habe ich „Rangas Welt“ begonnen. (ISBN 978-3-462-04471-3) Da reichen täglich drei-vier Geschichtchen, um im Nachhinein viel von der Physik und Chemie zu verstehen, die ich einmal glaubte verstanden zu haben. 
          Davor las ich das von den Engländern R. F. Toliver und T. J. Konstable (keine exakte Angaben zu der richtigen Schreibweise gefunden) geschriebene und von A. G. Bolnych ins Russische übersetzte und sehr vernünftig kommentierte „Das beste As des Zweiten Weltkrieges“. Über den deutschen Jagdflieger Erich Hartmann. Ich bin kein Faschist, das Buch handelt in erster Linie von einem begabten Flieger und ritterlichem Offizier – als achtenswerter Gegner den Verfassern die vielen Seiten wert. Sie haben mich von soldatischen und persönlichen Qualitäten ihres Helden überzeugt. Vor allem alles das, was zur russischen bzw. sowjetischen Seite seiner Erlebnisse im Kampf um das Überleben gehörte, ist mir aus den neusten Erkenntnissen russischer Schriftsteller und Filmemacher sowie dem Leben innerhalb der von beiden Extremen betroffenen Völker sehr klar geworden. Auch Vor- und Nachwort des Übersetzers zeugen davon, dass die zweite Ausgabe dieses Werkes wirklich ohne Zensur geschrieben und gedruckt ist. 
          Dass Hartmann es wegen seiner Geradlinigkeit in der Bundeswehr nur bis zum Obersten gebracht hat, zeigt das, was allen Armeen eigen ist: Können und Karriere sind zwei unterschiedliche Schuhe. 
          Denn als drittes Buch habe ich „Die Fernbomberkräfte…“ vor mir, die Erinnerungen des Hauptmarschall der Luftstreitkräfte Alexander Jewgenjewitsch Golowanow von 1941 bis 1945. Es eröffnet für mich eine ganz neue Sicht auf Stalin. Noch nie habe ich über den Diktator so fundiert Charakterschilderungen gelesen. Sie stützen einerseits seine Beurteilung als hoch befähigte Persönlichkeit – enthalten aber auch Bemerkungen zur Schattenseite seiner Lenkung des Landes. 
          Was hat das mit der Überschrift zu tun? 
          Das Buch zu Erich Hartmann habe ich an einen ehemaligen Seemann der sowjetischen Handelsmarine verliehen. Hauptmechaniker aus dem Maschinenbereich. Er ist  82 Jahre alt und allseitig aktiv, fragt mich häufig zu den unterschiedlichsten Problemen technischer und gesellschaftlicher Art. Er ist jemand, dem das nicht droht, was aktuell auf meinem anderen Blog beschrieben ist: 
          Seine Fragen zum deutsch-russischen Verhältnis nach Lesen des Buches waren bemerkenswert. Eine allerdings ehrenhaft: „Siegfried, haben sie eigentlich einen Vatersnamen?“ Für alle, die das nicht ohne Weiteres einordnen können: Zar Peter der Erste hat in Russland die Sitte eingeführt, Kindern als Unterscheidungsmerkmal und Zeichen persönlicher Achtung den Vatersnamen beizuordnen. Ab einem gewissen Alter oder wenn sich ein junger Mensch durch besondere persönliche Vorzüge aus der Masse heraushebt, wird diese Zuwendung üblich. Da antwortete ich: „Ja, mein Vater hieß Hermann.“ (Im Russischen wegen des fehlenden „H“ im kyrillischen Alphabet German) „Darf ich sie dann Siegfried Germanowitsch nennen?“ „Natürlich, Pjotr Nikolajewitsch.“ So bin ich endgültig unter seine Freunde aufgenommen. Was mir viel bedeutet. 

Bleiben Sie recht gesund! 

Ihr 

Siegfried Newiger





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