Hallo Taxi...

            Andere Länder – andere Sitten! Oder, wie es ein DDR-Schriftsteller einmal ausdrückte, den ich leider als Autor des Zitats vergessen habe: 

 „Reisen – die Erwartung, dass es anderswo anders ist. Reisen – die Enttäuschung, dass es anderswo anders ist.“

          Da fehlen die heimischen Bedingungen, es gilt eine ganz andere Straßenverkehrsordnung (Linksverkehr), die Einheimischen beweisen durch lautes Schmatzen und Schlürfen, dass es ihnen schmeckt (Ostasien), in Bulgarien kann man sich durch Kopfschütteln (bedeutet „Ja!“) in unangenehme Situationen manövrieren – und erst das „trockene Gesetz“ in einigen Staaten mit vorwiegend muselmanischer Bevölkerung…  

           Unsere Kollegen haben ihre Probleme mit den hiesigen Taxi-Betrieben. Der Ärger hier kam mit dem Regen. Wir hatten am Feiertag (Tag der Einheit, 03. Oktober 2013) eine halbe Stunde später unsere Arbeit aufnehmen wollen. Um morgens rechtzeitig vom Hotel in das Werk zu kommen, wo sie eine Spezialmaschine „aufpeppen“, muss man rechtzeitig ein Taxi bestellen. 
           Es ist so, dass wir auf Taxis der Firma „Eurotaxi“ fast gezwungen angewiesen sind, weil nur die Fahrzeuge dieses Unternehmens Taxometer besitzen. Die von jenen ausgedruckten Quittungen braucht unsere Buchhaltung dringend, um uns unsere  Aufwendungen zu erstatten. Der Morgen war verregnet. Wie gewohnt, rief ich etwa eine Viertelstunde vor geplanter Abfahrt beim Europa-Taxi an. Die Dame Dispatcher erklärte mir, dass sie zeitlich befristete Bestellungen nicht annehmen könne. Also rief ich andere Nummern an. Nach etwa 15 Minuten bekam ich bei einer die Auskunft, dass wir in etwa 10 Minuten ein Fahrzeug erwarten könnten. 
         Meist gelingt es schon, zeitnah ein Taxi zu bestellen. Kaum aber beginnt es intensiv zu regnen, geben Leute, die gewöhnlich an Bus- oder Straßenbahnhaltestellen geduldig warten, ihre Hrywna für ein Taxi aus. Damit wird ein Mechanismus in Gang gesetzt, an den sich z. B. einer unserer Kollegen absolut nicht gewöhnen will. Seinen Frust lässt er dann am Sprachmittler aus, der es nach seiner Meinung nicht versteht, rechtzeitig das Taxi zu organisieren. Dass die angespannte Verkehrslage die Dispatcher zwingt, diesem Unschuldigen – dem Sprachmittler – das Folgende zu sagen :     „Wir können gegenwärtig keine zeitgebundenen Bestellungen annehmen.“ „Sie werden 30 bis 40 Minuten warten müssen.“ 
          Wenn ich diese Antworten weitergebe, rastet der genannte Kollege bald aus. Das ist früh am Morgen im Hotel noch unverständlich – wir sind doch unschuldig an der Verspätung. Die Ukrainer im Unternehmen verstehen das.
                Unangenehmer wird es aber bei Arbeitsschluss. Wir müssen das Werk verlassen, stehen dann in dem engen Raum gedrängt zusammen, durch den sich auch noch Werksangehörige zum Ausgang drängeln. Auf der Straße strömender Regen. 
           Das endlich telefonisch gemeldete Taxi steht, weil an dem Ausgang des neuen Werksteils noch keine Hausnummer angebracht ist, etwa 80 m weiter in Fahrtrichtung und der Fahrer wird vom Dispatcher telefonisch an mich „weitergereicht“. Er will nicht wenden – man hat ihn an die Adresse geschickt, wir sollen hinkommen. Da ist danach die Stimmung der nassen Kollegen ganz im Eimer, denn wir haben ja schon eine halbe Stunde Freizeit mit Warten verschenken müssen. Außerdem ist das eines der Taxis, in welchem 4 kräftige und auch lange Kerle nur mit Mühe untergebracht werden können. Die Unebenheiten der hiesigen Straßen machen sich für einen von uns mit leicht gezerrtem Rücken so besonders bemerkbar. 
             Der Fahrer erklärt auf meine Frage noch etwas, das wir einfach nicht wissen können. Eben der Straßenzustand, durch die schlechte Sicht bei Regen noch weniger genau einzuschätzen, bringt viele Defekte an den Fahrzeugen mit sich – sie fehlen dann zeitweilig im Angebot. Das leuchtet den Kollegen ein. 
           Aber weil wir schon zehn Tage hier tätig sind, ist die Stimmung doch etwas angespannt. Wir wurden ja nicht wie Kosmonauten/Astronauten auf gemeinsame psychologische Verträglichkeit getestet… 
        Jedoch nach Duschen und Abendessen mit den besonders schmackhaften ukrainischen Gerichten war die Stimmung am Feiertag wieder gerettet. 

Bleiben Sie recht gesund! 

Ihr 

Siegfried Newiger 






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen