Schlüsselprobleme...

           Zum heutigen Post habe ich etwas sehr gut formuliertes gefunden. Pearl S. Buck meint und ich stimme uneingeschränkt zu: „Die wahre Lebensweisheit besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen.“ Ohne mich zu beweihräuchern – diese Art hinzusehen und zu sehen hat mir schon, seit ich mich dazu ganz unbefangen äußere, eine Menge Kritik der Uneinsichtigen eingetragen. 
           Wie sagt Friedrich Hebbel: „Das Publikum beklatscht ein Feuerwerk, aber keinen Sonnenaufgang.“ Noch etwas bissiger drückt sich J. W. von Goethe aus: 
„Wer darf das Kind beim rechten Namen nennen? 
Die wenigen, die was davon erkannt, 
die töricht g`nug ihr volles Herz nicht wahrten, 
dem Pöbel ihr Gefühl, ihr Schauen offenbarten, 
hat man von je gekreuzigt und verbrannt.“ 
           Schön, dass das heute recht unüblich ist – aber es tut mir leid um alle jene, die nicht verstehen, auf diese einfache Weise ihre Lebensqualität zu steigern. 
         Als wir gestern vom Morgenspaziergang heimkehrten, kam uns ein dick vermummter junger Mann entgegen gelaufen. Er hatte uns schon auf dem Hinweg überholt und wir waren an ihm vorbeigegangen, als er am Reck auf der Waldlichtung einige Übungen machte. Ich fragte ihn – wir grüßen einander, ohne näher bekannt zu sein – ob er heute die doppelte Norm erfüllen wolle. Seine Antwort: „Der Reißverschluss an der Tasche hier oben ist defekt. Als ich turnte, fiel mein Schlüsselbund heraus. Das habe ich an einen Ast gehängt und prompt vergessen.“ Wir beide lachten. 
           Wer meint, dass ich schadenfreudig bin – Fehlanzeige. Mir ist es vor vier oder fünf Jahren an selbiger Stelle ähnlich ergangen, als ich mich zum Baden auszog und meine Schlüssel in den Sand fielen. Der nahe Baum war Helfer und ich ließ meine Schlüssel ebenfalls hängen…  
          Etwas weiter auf dem Rückweg eine riesige Dogge, läufig. Das wittert unser Kai auf hunderte von Metern. Ich musste laut werden, um ihn zu mir zu zwingen. Meine Bemerkung: „Das ist nicht deine Gewichtsklasse!“ rief beim Herren des Tieres ein Lächeln hervor. Zweihundert Meter weiter ein Gleiches – nur war die Hündin ein Zwergterrier. 
          Wie sagen die Inder: „Unsere Freude beginnt dort, wo wir andere zum Lächeln bringen.“  
          Dann überholte mich in der Mittagszeit ein junger Mann, während ich gemächlich dem Hund hinterher spazierte. Er grüßte ganz unüblich hier auf Deutsch mit „Guten Tag.“ – worüber ich mich etwas wunderte. In dem sich entwickelnden Gespräch stellte sich heraus, dass er in der Schule und auch auf der Universität etwas intensiver als andere Deutsch gelernt und nun versucht hatte, seine Kenntnisse trotz gewisser Scheu zu überprüfen. Eine Viertelstunde sehr nettes Gespräch – wie viel Nutzen an guter Stimmung danach für beide.
        Heute Morgen nun das Treffen mit dem sehr großen und wunderschönen Malamut (s. Bild) und seinen Besitzern. Dieser harmonisch entwickelte und wunderbar eingefärbte Rüde begeistert mich immer wieder. 
         Abschließend das alltägliche Wunder zu Hause. Vor ein paar Tagen hatte meine Natascha angemerkt – ohne Vorwurf: „Dieses Jahr habe ich keine Blumen von dir zum Geburtstag bekommen.“ Mein Einwand, dafür wäre ein deutscher Männerchor in Lugansk zur Gratulation aufgetreten, wischte sie weg. Der Feldblumenstrauß von mir sei schöner. Heute habe ich sehr aufmerksam um mich geschaut und wirklich noch drei Spätblüher gefunden, ihr mitgebracht. Sie hat gelächelt – wie die Inder meinen, freute ich mich auch darüber. 

Bleiben Sie recht gesund! 

Ihr 

Siegfried Newiger 







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen