Kein Sieg ...

Das "Botschaftsdrama" ging gestern zu Ende.

Nataschas Sohn Pavel hatte einen Visumsantrag eingereicht - in der Visumstelle der Konsularabteilung bei der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Kiew. Der war abgelehnt worden.

Stiefsohn und Mama kamen "in Stimmung" aus Kiew zurück. Beide hatten die in Ukrainische gehaltene Begründung aufmerksam gelesen, keine Gründe zur Ablehnung angekreuzt gesehen. Pascha war schon mehrfach mit uns in Berlin gewesen, auch anderswo - nie hatte es Ärger mit Personen oder gar Gesetzeshütern gegeben. Nachweislich mit Ausreise - und Einreisestempeln auch keine "Verletzung der zeitlichen Aufenthaltsdauer".

Die Unterlagen bestanden aus zwei Blatt. Ich fand auch im deutschen Text keine angekreuzte Begründung. Weil ich während der Zeit, als ich die Vertretung einer kleinen deutschen Leasingfirma in Kiew leitete, mit der Visastelle einige "Meinungsverschiedenheiten" geklärt hatte (Visa für ukrainische Fernfahrer aus Firmen, welche Trucks bei uns geleast hatten), ging ich energisch vor. Ließ Pavel seine "Remonstration" auf Ukrainisch verfassen.
Liebe Leser, die gute einfache deutsche "Einwendung" ist durch die pompöser klingende "Remonstration" ersetzt worden ...
Unter der schrieb ich in Deutsch meine wenig freundlichen Bemerkungen.

Es gab eine Antwort, die uns nicht weiterbrachte. Angeblich war eine "begründete Ablehnung" erfolgt.

Da wurde ich böse. Meine Rückantwort werde ich hier nicht zitieren. Nur, dass ich ankündigte, mich direkt beim Herrn Botschafter anzumelden.

Die darauf folgende sehr höflich gehaltene Antwort veranlasste mich, ein wenig zu überlegen. Mit Recht machte man mich darauf aufmerksam, dass die Amtssprache in einer deutschen Botschaft eben Deutsch ist. Deshalb solle ich doch das Blatt in Deutsch aufmerksamer ansehen. Sie sei gültig. Dort seien die Gründe vom Computer angekreuzt. Die ukrainische "Übersetzungshilfe" sei eine gut- und freiwillige Leistung der Visastelle.

Ich sah erwähntes Dokument an.

Das Ergebnis erinnerte mich an einige typische Situationen, wie wir sie im Studium zur allgemeinen Psychologie kennen gelernt hatten und uns in der praktischen Arbeit mit Piloten bei "besonderen Vorkommnissen" immer wieder begegneten.

Wir sehen alle das, worauf wir warten rascher und deutlicher als Unerwartetes. 


Ich hatte, von der erregten Familie "angesteckt", die von Kreuzen freie ukrainische Seite angesehen, dann die von "Kreuzchen" freie Vorderseite des deutschen Dokuments und, nach dem Umwenden, nicht aufmerksam genug die mit einem schwachen Kreuz aus dem Computer versehenen Gründe unter "9." Wir alle hatten ein  mit Kugelschreiber angehaktes Feld erwartet - deshalb den "elektronisch angebrachten Vermerk" übersehen.

Eine Schande - aber psychologisch verständlich. Sofort entschuldigte ich mich für die bösen Briefe. Wir werden den "Gang nach Canossa" noch einmal antreten müssen.

Aber in Zukunft genauer hinschauen ...

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger




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