Präsident Vitali Klitschko?

Heute früh las ich in den Randnotizen von bigmir.net, dass Vitali Klitschko (zitiert nach Boxingscene.com) geäußert hat, es sei nicht sein Ziel, der älteste Weltmeister im Superschwergewicht zu werden: „Ich werde nicht so lange boxen und eindeutig habe ich nicht vor, den Rekord von George Foreman zu brechen. In nächster Zeit will ich mich völlig auf die Politik konzentrieren.“ – unterstrich er.

Danach hätte ich zur Tagesordnung übergehen können. Ich achte die Brüder Klitschko, auch ist mir ihr Engagement in Hilfsfonds bekannt. Über die politischen Ereignisse hier in der Ukraine will ich aber so wenig als möglich urteilen. Denn da könnte ich zur „persona non grata“ werden …
Weil meine Frau aber keine Lust hat, mit mir nach Deutschland umzuziehen, wäre meine Ausweisung für beide ein sehr unangenehmes Ereignis. Allerdings ist das Leben bunt. Beim heutigen Nachmittagsspaziergang mit unserem Hund traf ich einen achtenswerten Ukrainer, der mit sehr angenehmer Direktheit fragte: „Was würdest du von Vitali Klitschko als nächstem ukrainischen Präsidenten halten?“ Meine Antwort: „Nichts!“ veranlasste ihn, den Grund wissen zu wollen und mich, ihm diese Meinung zu erklären.

Also fragte ich ihn, ob er sich an den ersten ukrainischen Präsidenten nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erinnere – Krawtschuk. Er bejahte. Ich sagte, hier bekommen er jetzt ein typisches Beispiel dafür, wie klug wir alle hinterher immer sind.

„Also: Leonid Makarowytsch Krawtschuk hat vor kurzem ein Interwiev gegeben. Mit zwei erstaunlichen Aussagen. Die erste: „Mein größter Fehler war, Leonid Kutschma für die Präsidentschaft vorzuschlagen.“ 
Die zweite auf die Frage, warum er sich dann nicht zur Orangen-Revolution auf dem Unabhängigkeitsplatz (Maidan Nesaleshnosti) eingefunden habe. „Ich sah von Beginn an, dass da vor allem Schwätzer versammelt waren. Viktor Justshenko ist ein netter Mensch. Aber ein netter Mensch muss nicht folgerichtig auch ein guter Präsident sein.“

Dass Vitali Klitschko eine hochintelligente Persönlichkeit ist, habe ich schon in anderen Post`s betont. Nur sind ein Boxkampf und die Lenkung der Geschicke eines Landes zwei extrem unterschiedliche Dinge. Im politischen Interesse sind dazu nicht selten unpopuläre Entscheidungen erforderlich, auch solche, die Leben und Gesundheit Einzelner oder von Gruppen gefährden und vieles mehr.
Dann könnte es bei dem Staatsvolk zu der Reaktion kommen: „Wir haben uns von ihm aber viel mehr versprochen.“ Und die ewigen Neider, auch die Opposition demontieren anschließend den gutwilligen, aber anderen Zwängen ausgelieferten Präsidenten. Welche die Kritiker und Kritikaster nicht sehen oder nicht sehen wollen, selten auch nicht sehen dürfen. Was dann?
Ja, Schwarzenegger war Gouverneur. Auch nicht ohne Erfolge. Nur hatte der Schauspieler professionell gelernt, viel von dem zu verbergen, was ihn bewegte. Ob Vitali Klitschko das kann? Weil: in der Politik kommen nicht selten Schläge und Stiche aus dem Hinterhalt …

Sollten die Ukrainer ihn wählen – ich wäre nicht dagegen. Geht auch physisch nicht – einer gegen zig Millionen Wahlberechtigte. Bis zur nächste Präsidentenwahl gehen aber noch einige Jahre ins Land.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger


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