Wetter ...

        Bei weitem bin ich nicht wetterfühlig.Wenn aber 35 Grad Hitze mit praller Sonne über Wochen endlich durch drei Tage dauernden Regen mit Temperatursturz um 20 Grad abgelöst  werden, ist das doch erfreulich. Allerdings atmen die Mitmenschen nur einen Tag auf - dann geht die Meckerei über "schlechtes Wetter" los. Die Spaziergänger werden weniger - die kleinen Szenen zum Lächeln auch. Nur schlägt mir das nicht so aufs Gemüt. Unter gutefrage.net ist so viel an Merkwürdigem versammelt, dass - bei gutem Willen - ein Tag mit Erlebnissen ausgefüllt sein kann.

        Leider ist das Erheiternde nicht immer so anhaltend. Ich habe wieder - wie viele andere, die ihn kannten und verehrten - einen wunderbaren Menschen verloren. Der international geachtete russische Physiker Sergej Kapiza wurde am 17. August begraben. Für mich waren seine Fernseh-Sendungen "Das Offensichtliche ist das  Unwahrscheinliche" ein Muss im persönlichen, für dieses Medium recht begrenzten Tagesplan. Dieser Sohn des Nobelpreisträgers für Physik Pjotr Kapiza (für Theorie und Praxis der Tieftemperatur-Physik) hat genannte Sendung seit 1973 bis zu seinem Tode meisterlich moderiert (Guinness-Buch der Rekorde für diese 39 Jahre angestrengter "Nebentätigkeit"). Selbst schwierige Themen konnte er mit der gewissen Leichtigkeit eines seine Fächer beherrschenden Meisters verständlich vermitteln.

            Mir und tausenden seiner ihn hoch achtenden 
        näheren und ferneren Freunde fehlt er schon heute.

        Das Datum seiner Beerdigung erinnerte mich plötzlich daran, dass vor 51 Jahren die in den frühen Morgenstunden durch die Magdeburger Straße in Brandenburg/Havel rasselnden Panzer auf mich als damals diensthabenden Offizier des Hubschraubergeschwaders 34 der Nationalen Volksarmee den Eindruck eines Übungsalarms machten. Dass der "Mauerbau" mit dieser Fahrt von Truppen in die Bereitstellungsräume begann, erfasste ich erst nach den ersten Morgennachrichten. Allerdings auch, dass erst 16 Jahre nach Ende des II. Weltkrieges die Gefahr eines dritten bestand ... Erinnern ist wichtig!

      An genanntem Morgen ging es bei bedeckten Himmel mit kurzen Schauern zum Spaziergang wie täglich. Nach dem Motto: "Wer nicht täglich etwas Zeit für seine Gesundheit hat, muss später viel Zeit für seine Krankheiten aufbringen."
      Am Fluss in Höhe des sogenannten "Prophylaktoriums" stand eine Frau und fütterte die Fische. Hund Kai ging näher - zum Beschnuppern. Er bekam ein Stück Kuchen angeboten - lehnte aber ab. Die Dame fragte nach dem Grund und erwartete vom mir eine Erklärung. Sie bekam die - und der gut erzogene Hund (frei nach dem Film "Nimm nichts Süßes von Fremden") über den Umweg meine Hand das, was er doch wollte.
        Wir kamen ins Gespräch - mein leichter Akzent ist verräterisch. Die gebürtige Ukrainerin ist mit Freunden zur Erholung mit medizinischer Betreuung angereist. Wir unterhielten uns recht angeregt und lange. Beim Abschied - alle fuhren am Nachmittag ab - bekam ich ihre Telefon-Nummer und die Einladung, bei Aufenthalt in Moskau doch anzurufen. Sie hätten in ihrer Wohnung auch die Möglichkeit mich zu beherbergen - wenn ich kein Hotel nutzen bzw. nicht bezahlen möchte.
        Das war ernst gemeint - so etwas ist "Gastfreundschaft" in Aktion.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger


Nachtrag vom 22.08.2012

Liebe LeserInnen,

wie wichtig richtiges Erinnern ist, sehen Sie hier an diesem Nachtrag. Bei Ihnen allen muss ich mich entschuldigen. Denn das Datum habe ich falsch angegeben. Fest hat sich nämlich der 17. Juni 1953 ins Gedächtnis eingebrannt. Die Augustereignisse von 1961 begannen aber am frühen Morgen des 13. August! Deshalb bitte ich nochmals um Entschuldigung. Alles andere war so - ist also wahr.

Ihr

Siegfried Newiger







     

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